Schlauchmagen, Magenband, Bypass & Co.

„Schlauchmagen, Magenband, Bypass & Co. – was wann warum in der chirurgischen Adipositastherapie?“

Forchheim – Im Rahmen der Vortragsreihe des Fördervereins des Klinikums Forchheim sprach der leitende Oberarzt der Allgemeinchirurgie, Dr. Michael Sturm, über die chirurgische Adipositastherapie.

Zwei Drittel aller Männer (67 Prozent) und die Hälfte aller Frauen (53 Prozent) sind übergewichtig. Nach Angabe der „Studie zur Gesundheit Erwachsener“ des Robert-Koch-Instituts sind ein Viertel der Erwachsenen stark übergewichtig, also adipös. Der Wert, der als Indikator für Fettleibigkeit dient, ist der Body Mass Index (BMI), der sich aus dem Körpergewicht in kg geteilt durch die Körpergröße in m zum Quadrat errechnen lässt. Bei einem BMI größer als 30 spricht man von Fettleibigkeit. Diese nimmt überproportional zu, so dass die Weltgesundheitsorganisation bereits von einer Pandemie – einer länder- und kontinentübergreifenden Ausbreitung der Krankheit – spricht. Für das Jahr 2030 geht die Organisation von 3,3 Mrd. Übergewichtigen weltweit aus. Zum Vergleich: 1980 waren 750 Mio. Menschen übergewichtig.

Wenig Bewegung und hochkalorische Nahrungsmittel
Die Ursachen für diese Entwicklung sind multifaktoriell unter anderem in der Abnahme der körperlichen Aktivität, Zunahme an hochkalorischer Nahrung und psychischen, sozialen und genetischen Faktoren begründet.

Therapien
Eine operative Adipositas-Therapie kommt für Menschen mit einem BMI ab 40 infrage oder einem BMI von 35, wenn bereits Folgeerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, Bluthochdruck etc.) vorliegen. Neben der multimodalen, konservativen Therapie, die eine Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltensumstellung zum Ziel hat, stellte der Spezialist auch die operativen Verfahren vor. Je nach Wirkweise unterteilen sich diese in restriktiv, d.h. sie schränken die Nahrungsaufnahme ein, und in malabsorptiv, d.h. sie vermindern die Verdauung, oder in eine Kombination der beiden Verfahren. Beispielhaft schilderte er die Vorgehensweise bei Magenband, Schlauchmagen und Magenbypass.

Beim operativen Eingriff „Schlauchmagen“ werden beispielsweise mindestens 1000 ml des Magenvolumens entfernt. Die Schlauchmagenbildung führt zur Aufnahme geringerer Nahrungsmengen und dadurch zu einem raschen Gewichtsverlust. Das Hungergefühl ist vermindert. Der Magen bleibt in seiner Funktion erhalten. Nachteil: Das Verfahren kann nicht rückgängig gemacht werden.

Nicht jeder ist geeignet
Nicht jeder Patient mit einem BMI von 40 kg/m² oder ab BMI 35 kg/ m², wenn bereits übergewichtsabhängige Nebenerkrankungen bestehen, ist für ein operatives Verfahren geeignet. Weitere Kriterien zur Auswahl der Patienten sind Motivation und Leidensdruck, Bereitschaft zur Ernährungsumstellung und Nachsorge und die Bereitschaft zur dauerhaften Einnahme von Supplementen, das sind Nahrungsergänzungsmittel.

Ein für alle Patienten pauschal zu empfehlendes Verfahren existiert nicht. Die Verfahrenswahl erfolgt gemeinsam mit dem Patienten und dem Behandlungsteam unter Berücksichtigung von BMI, Alter, Ernährungsverhalten, Geschlecht, Begleiterkrankungen (Medikamenteneinnahme), Adhärenz und Beruf.

Adipositaszentrum Oberfranken

Dr. Michael Sturm stellte auch das Adipositaszentrum Oberfranken am Klinikum Forchheim vor. Besonders wichtig ist die Behandlung im Team.

Durch das Adipositasmanagement am Klinikum erfolgen Informations- und Aufklärungsgespräche sowie Koordination des MMK (multimodale konservative Therapie). Das umfangreiche Leistungsspektrum des Ernährungs-/ Diabetesteam wurde vorgestellt, es werden z.B. Einzel- und Gruppenschulungen zur konservativen Ernährungstherapie /Adipositastherapie angeboten.

Eine Gesundheitsmanagerin /Personaltrainerin bietet ein Bewegungstraining bei Adipositas an.

Eine Kooperation mit der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Klinik Fränkische Schweiz Ebermannstadt unter der Leitung von Chefärztin Prof. Dr. (TR) Yesim Erim befindet sich im Aufbau.

Es besteht im Rahmen eines vom Bundesgesundheitsministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes eine Kooperation mit dem Lehrstuhl Klinische Psychologie und Psychotherapie der Otto- Friedrich-Universität-Bamberg.

Somit wird das gesamte Spektrum der konservativen und operativen Therapie angeboten.

Eine wichtige, tragende Säule stellt weiterhin die Selbsthilfegruppe Adipositas dar, die seit über zehn Jahren als einzige im Umkreis Oberfranken am Klinikum existiert.

Im Oktober 2017 wurde eine weitere SHG-Gruppe in Bamberg gegründet.

Die regelmäßigen SHG-Treffen zum allgemeinen Informations- und Erfahrungsaustausch finden jeden 3. Donnerstag im Monat um 19:30 Uhr im Klinikum Forchheim, Konferenzraum U101 und jeden 1. Dienstag im Monat um 19:30 Uhr in Bamberg, im Bürgerhaus Am Rosmarinweg 1 (neben der Brose-Arena) statt.

Infos und Terminänderungen unter:
www.adipositas-shg-forchheim-bamberg.de
www.facebook.com/adipositas.shg.forchheim.bamberg/
Die SHG organisiert auch spezielle VHS- Kurse für Wasser-/ Sitzgymnastik, Info unter:

Wassergymnastik:
https://www.facebook.com/events/156703068307236/?ti=cl

Sitzgymnastik:
https://www.facebook.com/events/532811197079477/?ti=cl

Das Klinikum Forchheim bietet eine Adipositassprechstunde an, jeweils Dienstag und Donnerstag von 8:00-15:00 Uhr.

Anmeldung unter der Nummer 09191/601201

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