Wie funktioniert ein Krankenhaus?

Ende April 2017 besuchten 16 Schülerinnen und Schüler aus dem 6. bis einschließlich 10. Jahrgang das Klinikum Forchheim, um der Frage nachzugehen: Wie funktioniert ein Krankenhaus? Eine Mehrzahl der Schüler besucht das Herder-Gymnasium in Forchheim, einer das Kaiser-Heinrich-Gymnasium in Bamberg. Ein Schüler geht auf das Ehrenbürg-Gymnasium. Der Besuch ist Bestandteil des Enrichment-Programms des Herder-Gymnasiums, welches im Rahmen der regionalen Begabtenförderung Oberfranken besonders leistungsfähigen Schülern zur Verfügung steht. Das Enrichment-Programm, das von Studienrätin Marion Meier betreut wird, bietet den Schülern mehrere Projekte pro Jahr, die eine zusätzliche Bereicherung zum Regelschulunterricht bieten. „Das kann auch ein Theaterbesuch in Bamberg mit Blick hinter die Kulissen sein“, erläuterte Marion Meier, die am Herder-Gymnasium Deutsch und Religion unterrichtet. Auf das Klinikum Forchheim ist sie durch den Chefarzt der Fachabteilung Anästhesie und Intensivmedizin, Dr. Ulrich von Hintzenstern, aufmerksam geworden. Dieser leitet das Projekt „Forchheimer Schüler retten Leben“ des Rotary Clubs Forchheim. In den Schulen werden Schüler unterrichtet, einen Herz-Kreislauf-Stillstand zu erkennen und einen Notruf sowie eine Herzdruckmassage vorzunehmen.

Das straffe Programm des Klinikbesuchs sah einen Streifzug durch die Innere Medizin, Haustechnik, Labor, Küche, Röntgenabteilung, Physiotherapie und Krankenpflegeschule vor. Zur Begrüßung erläuterte Krankenhausdirektor Sven Oelkers die betriebswirtschaftlichen Abläufe eines Krankenhauses. Er ging auf die Einführung der Fallpauschalen nach dem Klassifizierungssystem German Diagnosis Related Groups (G-DRG) ein, nach denen ein Krankenhaus die medizinischen Leistungen pro Behandlungsfall mit den Krankenkassen verrechnen kann. Dieses Finanzierungssystem löste 2004 die kostendeckenden Pflegesätze ab.

Chefarzt der Inneren Medizin, PD Dr. Jürgen Gschossmann, zeigte den Umfang seiner Fachabteilung auf: In 100 Betten werden pro Jahr über 4.000 Patienten stationär behandelt, über 1.000 ambulant. Dabei liegen die Schwerpunkte auf der Diagnostik und Therapie der Magen-, Darm-, Leber-, und Stoffwechselerkrankungen und auf Krankheiten des Herz-, Kreislauf- und Gefäßsystems. In der Endoskopieabteilung erklärte er wie ein Endoskop bei einer Magenspiegelung funktioniert.

Im Keller des Klinikums führte der technische Leiter, Thomas Müller, durch die Anlagen zur Wasseraufbereitung, Klimaregulierung, Heizung und Stromversorgung. So benötigt man zum Sterilisieren der Geräte ein speziell aufbereitetes „vollentsalztes Wasser“, mit einer geringen Wasserhärte und einer sehr geringen Leitfähigkeit. Sechs Brunnen im Außenbereich versorgen das Klinikum mit Wasser. Zwei Blockheizkraftwerke liefern Strom und Wärme. Die Notstromversorgung wird durch einen Generator und eine zusätzliche Sicherheitsstromversorgung gesichert.

Im hauseigenen Labor sind neun medizinisch-technische Laboratoriumsassistenten (MTLAs) beschäftigt. Das Labor ist rund um die Uhr besetzt. In der Nacht und am Wochenende ist nur ein Mitarbeiter für alle Arbeitsplätze zuständig. Hier demonstrierte die MTLA Liane Bläß den COBAS 6000, ein Gerät zur klinisch-chemischen Analyse der Blut- und Urinproben, das bis zu 170 Tests pro Stunde durchführen kann und das in neun Minuten für eine dringend benötigte Notfalldiagnostik Werte bestimmen kann. Sebastian fragte: „Sind die Werte aus den Analysen im Computer sicher? Kann ein Häcker an das Datenmaterial herankommen?“ Liane Bläß antwortete, dass die Ärzte hausintern natürlich an die Befunde herankommen müssen, diese seien aber passwortgeschützt. Außerdem sei der Server abgesichert und mit zwei Firewalls gegen Angriffe geschützt. Pro Jahr fertigt das Labor mehr als 500.000 Einzelanalysen an. Die Proben werden im Haus durch ein Rohrpostsystem ins Labor geschickt. Schwangerschaften, Nierenwerte, Herz- und Leberwerte werden hier geprüft. Ein Gerinnungsanalyser gibt Auskunft über die Gerinnungsneigung des Blutes. Dies ist besonders bei Operationen wichtig. Auch die Blutkonserven lagern gekühlt im Labor, ein Festbestand an Frischplasma wird bei – 35 Grad Celsius tiefgefroren. „Welches ist die seltenste Blutart?“ fragte ein Schüler. Darauf antwortete Liane Bläß, dass 0negativ zwar eine der seltenen Blutgruppen sei, aber für alle Patienten verwendet werden könne, deshalb sei die Nachfrage nach dieser Blutgruppe besonders hoch. Weitere seltene Blutgruppen seien Anegativ und Bnegativ und ABnegativ.

In dem Flur vor der Küche schlug den Schülern ein appetitanregender Geruch nach Schweinegulasch entgegen. Das Mittagessen wurde auf einem Portionierband stationsweise verteilt. Die Küchenleiterin Maria Schütz erklärte den Großküchenbetrieb. Täglich können die Patienten unter fünf verschiedenen, warmen Mittagsgerichten auswählen, wobei vegane, vegetarische sowie Nahrungsmittel-Intoleranzen und sonstige Vorlieben genauso berücksichtigt werden müssen wie besondere Zubereitungen für Diabetiker und Adipositas-Patienten.

„Wer ist der große Bruder von den UV-Lichtstrahlen?“, fragte der Chefarzt der Radiologie, Dr. Klaus Swoboda. Dies sind die Röntgenstrahlen, die auch gefährlicher für die Menschen sind als das UV-Licht. Auf der Röntgenaufnahme eines Rucksacks erkannten die Kinder und Jugendlichen deutlich eine riesige Schere und einen Schlüsselbund, welche vorher hineingesteckt worden waren. Im Anschluss demonstrierte der Chefarzt die Funktionsweise eines MRT-Gerätes. Besonderes Interesse löste das Verbot aus, während der Untersuchung metallische Gegenstände mit in die Röhre hinein zu nehmen. „Was ist, wenn ein Patient eine Metallpatte als Knochenersatz im Körper hat?“ „In der Regel kein Problem“, antwortete der Radiologe, denn seit ca. 20 Jahren werden nur noch MR-taugliche Osteosyntheseplatten verwendet.

Dr. Bernhard Drummer, Chefarzt der Allgemeinchirurgie, zeigte die Ausbildung zum Chirurgen auf. Nach dem Abitur folgt ein sechsjähriges Studium und weitere sechs Jahre Weiterbildungszeit bis zum Facharzt für Allgemeinchirurgie. Man müsse sich bewusst sein, wenn man sich für diesen wunderschönen, interessanten und abwechslungsreichen Beruf entscheidet, dass hier im Allgemeinen ein 8-Stunden-Tag eher selten sei, so Drummer. Auch Dienstzeiten in der Nacht und an Sonn- und Feiertagen gehörten selbstverständlich dazu.
„Der Operationssaal ist der tägliche Arbeitsplatz. Das bedarf anfänglich einer gewissen Gewöhnung. Man trägt OP-Haube, Maske, Schutzkleidung und Gummihandschuhe, so dass man schon etwas ins Schwitzen kommt. Auch an die Gerüche, die gelegentlich bei Darmoperationen oder Eiter bei Infektionen auftreten, muss man sich erst gewöhnen“, erklärte er.

Florian fragte wie man das aushält, wenn Operationen sehr lange dauern. Dr. Drummer konnte hier beruhigen, da sich jeder mit der Zeit daran gewöhnt. Auch wenn es völlig normal ist, dass junge Kolleginnen und Kollegen in der ersten Zeit schon Kreislaufprobleme bekommen und mal kollabieren. Er riet: „Chirurg zu sein, sollte kein normaler Beruf sein, sondern eine Berufung. Egal welcher Beruf erlernt wird, sollte er in erster Linie Spaß machen und einen erfüllen, dann werden gewisse Unannehmlichkeiten, wie Nachtdienst, Arbeit am Wochenende und anfallende Mehrarbeit zur Nebensache.“

An einem drastischen Beispiel illustrierte der Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie PD Dr. Uwe Lehmann seine Arbeit. Bei einem Autounfall – an seiner vorherigen Wirkungsstätte Hannover – hatte sich das Opfer das Becken derart gebrochen und zerrissen, dass auch die Gefäße und Nervenstränge zum rechten Bein durchtrennt wurden. Der Mann drohte zu verbluten, so dass sich die damaligen Ärzte zu einer Amputation des Beines und der betroffenen Beckenhälfte entschlossen.

In der Physikalischen Therapie beschrieb Physiotherapeutin Birgit Grau:
„Die Physiotherapie ist ein sehr vielseitiger und umfangreicher Beruf. Deswegen spezialisieren sich die Therapeuten und nehmen stetig an Fortbildungen teil. Je nach Krankheitsbild zieht sich die Behandlungszeit des Patienten über mehrere Tage, Wochen oder Monate hin. So verlässt ein Patient nach einer Hüft- bzw. Knie-OP das Haus schon nach etwa 10 Tagen. Bei Patienten mit neurologischen Erkrankungen (z. B. Schlaganfall) dauert die Behandlung oft sehr viel länger. Die Ausbildung zum Physiotherapeuten dauert drei Jahre in Vollzeitunterricht.“

Zum Abschluss besuchten die Schüler die Krankenpflegeschule. Die Schulleiterin Simone Rehberg führte durch die Unterrichtsräume. Sie zeigte zwei Patientenpuppen, an denen beispielsweise das Pulsmessen und Spritzengeben geübt werden kann. Zudem informierte sie über die Zugangsvoraussetzung für die Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege, die einen mittleren Bildungsabschluss z. B. Realschule oder einen Mittelschulabschluss  in Kombination mit einer 1-jährigen Ausbildung in der Krankenpflegehilfe oder Altenpflegehilfe voraussetzt.

Abigail (15), die mit dem Gedanken spielt, Ärztin zu werden, gefiel die Führung durch das Klinikum Forchheim sehr. „Ich habe bereits ein Praktikum im Organisationsbereich des Nordklinikums in Nürnberg absolviert. Aber hier erhält man einen richtig guten Überblick.“ Besonders die Vorträge über die Innere Medizin, Endoskopie und Chirurgie fand sie spannend. Auch Max (13) war fasziniert: „Ich habe einen anderen Eindruck vom Krankenhaus bekommen. Ich dachte, dass man als Arzt mehr Freizeit hat und nicht so viel arbeiten muss.“

Eine Schülerin überreichte Dr. Ulrich von Hintzenstern einen Präsentkorb und Marion Meier bedankte sich für die Führung und dafür, dass sich die Chefärzte Zeit genommen hätten.

Ansprechpartnerin
Carina Batz
Sekretariat der Geschäftsführung
Tel. 09191/610-223
Mail carina.batz(at)klinikum-forchheim.de

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