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Forchheim/Effeltrich, 19.04.2022 –  Die 29-jährige Josefina Luckhardt ist eine BeLA-Studentin der Allgemeinmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen, die seit Ende 2021 erst 16 Wochen in der Gemeinschaftspraxis von Dres. Reinhardt in Effeltrich einen Teil ihres Praktischen Jahres (PJ) – das Tertial in der Allgemeinmedizin – absolvierte und anschließend seit März 2022 für 16 Wochen auf der Inneren des Klinikums Forchheim-Fränkische Schweiz tätig ist.

BeLA – steht für ‚Beste Landpartie – Allgemeinmedizin‘. Das Programm dahinter, das vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege finanziell gefördert wird, trägt dazu bei, eine qualitativ hochwertige und flächendeckende medizinische Versorgung im ländlichen Raum zu sichern. Es richtet sich an Studierende der Humanmedizin. Diese verpflichten sich zur Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin in der ländlichen Region, in der das Praktische Jahr (PJ) geleistet wurde.  Seit Oktober 2018 nimmt der Landkreis Forchheim mit niedergelassenen Ärzten und dem Lehrkrankenhaus Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz BeLA-Studentinnen und -Studenten auf.

Ein Interview:

Woraus besteht das praktische Jahr?

Josefina Luckhardt: Es besteht aus drei Tertialen. Das Wahlfach ist bei mir die Allgemeinmedizin, die anderen beiden Teile sind in der Inneren Medizin und in der Chirurgie.

Warum haben Sie sich für das BeLA-Programm entschieden?

Für mich war immer klar, dass ich Allgemeinmedizinerin werden will, und ich habe von dem Programm gehört als ich nach Erlangen gewechselt bin – vorher habe ich in Mannheim studiert. Ich möchte meine Kenntnisse der Allgemeinmedizin vertiefen, mehr Einblicke erhalten, und deswegen hat mich das Konzept interessiert. Wenn man sich als Studentin über die Universität für ein PJ-Platz bewirbt, dann sind oft viele schon vergeben und als BeLA-Studentin hatte ich die Sicherheit, dass ich auf jeden Fall einen Platz in der Region für die Schwerpunkte, die ich möchte, bekommen werde. Man wählt eine Region für zwei oder drei Tertiale. Man hat dann noch die Wahl der Praxen und – wenn es mehrere Krankenhäuser gibt – die Wahl der Klinik. Der Rest ist vorgegeben.

Wo sehen Sie die Vorteile des BeLA-Programms?

Ein großer Vorteil ist, dass man immer weiß, wen man als Ansprechpartner in der Praxis und auch im Klinikum hat. Zum Beispiel gab es am Anfang eine kleine organisatorische Schwierigkeit mit dem PJ-Online-Portal und da hat sich die Sekretärin Kerstin Buschbeck vom PJ-Beauftragten am Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz, Prof. Dr. Jürgen Gschossmann, gleich gekümmert. Sie hat Rücksprache mit der BeLA-Koordination gehalten, so dass ich alle Unterlagen für die weitere Planung rechtzeitig vorlegen konnte.  Beim BeLA-Programm findet man immer einen Ansprechpartner, auch zu Fragen wie ‚Wie ist es später mit Kindern im Beruf? Wie ist das mit der Niederlassung? Wie läuft das mit der Weiterbildung im Krankenhaus?‘ Ich habe hier einen großen Rückhalt und fühle mich gut beraten. Das ist im normalen Medizinstudium nicht gegeben.

Neben dem Stipendium von 600 Euro pro Monat erhalte ich auch zusätzlichen Unterricht und kann an regelmäßig stattfindenden Kursen zu verschiedenen Themen teilnehmen oder verschiedene Seminartypen ausprobieren. Es gibt die Summer- und WinterSchools; Kurse, die ein Wochenende lang am Stück gehalten werden.

Warum haben Sie den Landkreis Forchheim gewählt? 

Hier in der Praxis von Frau Dr. Reinhardt habe ich schon mein Blockpraktikum durchlaufen. Zwei Wochen in einer allgemeinmedizinischen Praxis sind in der Approbationsordnung vorgeschrieben.  Das hat mir gut gefallen und Forchheim liegt für mich auch logistisch gesehen gut. Für eine Famulatur war ich im Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz und ich habe gemerkt, dass ich hier gut hinkomme.  Zwar wohne ich in Nürnberg, aber die anderen Regionen wären für mich noch schwieriger zu erreichen gewesen. Nach Effeltrich fahre ich mit dem Auto, nach Forchheim mit der Bahn. Und mir hat es hier dann einfach gefallen. Deshalb wollte ich das PJ auf jeden Fall in der Region machen.

Wie läuft der Alltag in der Gemeinschaftspraxis?

Am Anfang, wenn man noch ganz frisch im PJ ist, dann läuft man erstmal bei den Ärzten mit und guckt sich die Abläufe an: Wie funktioniert das Computersystem?  Dann sieht man Patienten regelmäßig, erhebt die Anamnese, also die Vorgeschichte der Erkrankung, und macht klinische Untersuchungen. Ich überlege, welche Untersuchung gebraucht wird. Und dann stelle ich den Fall vor bei einem der anwesenden Ärzte und wir besprechen dann ganz genau wie das weitere Vorgehen ist.  Wir beurteilen zusammen die Untersuchungsergebnisse und besprechen diese mit dem Patienten. Ich habe immer Kontakt zu einer Ärztin oder einem Arzt, den ich dazu holen kann, wenn etwas akut passiert. Aber ich kann auch nach kurzer Rücksprache, ob alles so passt, viel allein machen, in Vorbereitung auf die Assistenzarztzeit.

Was passiert an einem Arbeitstag im Klinikum?

Es beginnt morgens um 7:30 Uhr. Dann ist erstmal die Frühbesprechung aller neuen Patienten, die über Nacht oder während dem Wochenende auf die Station der Inneren Medizin gekommen sind.  Danach gehen wir auf die Station und beginnen mit den Blutabnahmen, deren Ergebnisse im Laufe des Tages zurückkommen. Anschließend kommt die Visite, manchmal mit den Stationsärzten, manchmal mit Oberärzten oder mit dem Chefarzt.  Da wird besprochen, wie es mit dem Patienten weitergeht. Dann stehen verschiedene Untersuchungen an. Es gibt die Funktionsabteilungen, in denen diese Untersuchungen laufen. Ich finde das wahnsinnig spannend, dass ich als Studentin am Nachmittag bei der Kurvenvisite und Röntgenbesprechung dabei sein kann, wenn alle Röntgenbilder aus der Inneren vom Tag mit den Radiologen besprochen werden. Die vielen, vielen Krankheitsbilder auf der Inneren Station finde ich toll. Nicht nur Kardiologie, sondern es sind alle Richtungen. Man sieht sehr viele verschiedene Krankheitsbilder, obwohl man noch gar nicht eine Station gewechselt hat. Das ist vielleicht auch ein Vorteil eines Krankenhauses der Grund- und Regelversorgung.

Dr. med. Beate Reinhardt, Fachärztin für Allgemeinmedizin, ist Mitglied des geschäftsführenden Vorstands und Vorstandsbeauftragte Junge Medizin im Bayerischen Hausärzteverband und kommentiert:

„Das BeLA-Programm ist ein absolut kompetentes Begleit- und Förderprojekt für die Gewinnung von Landärztinnen und Landärzten. Die Studenten/Innen erhalten ein praxisbezogenes erstklassiges Mentoring. Sie werden optimal auf den Weg für ihren zukünftigen Beruf vorbereitet und das ist einmalig, absolut unterstützenswert und auf jeden Fall fortzuführen. Als PJ-Beauftragte bin ich von Anfang an beim BeLA-Projekt dabei und wir nehmen in unserer Lehrpraxis Blockpraktikanten und Famulanten, auch die Summerschool haben wir hier zum Teil durchgeführt. Im Moment arbeiten vier Weiterbildungsassistenten, eine Studentin im PJ und laufend Blockpraktikantin und Famulanten bei uns.“

Forchheim, 30. März 2022 – Ende März 2022 wurden im Rahmen des Qualitätsmanagements die klinikumsinternen Abläufe am Standort Forchheim überprüft und hinsichtlich Konformität und Verbesserungsmöglichkeiten von der Firma DEKRA Certification GmbH bewertet. Entsprechen die Prozesse den Normen der ISO 9001:2015 in der Pflege, wie die Einhaltung der Standards und Behandlungskonzepte, und auch die Prozesse des ärztlichen Dienstes, wie Fallbesprechungen, Patientenaufnahme, Diagnostik und Therapie?

Intensivstation
Ein untersuchter Bereich ist die interdisziplinäre Intensivstation im Forchheimer Klinikum mit acht Betten. Menschen mit schweren bis lebensbedrohlichen Erkrankungen oder Verletzungen werden hier intensivmedizinisch behandelt. ‚Interdisziplinär‘ bedeutet, dass Patienten aus allen medizinischen Bereichen des Klinikums in diese Station verlegt werden können.
Für die Rezertifizierung bespricht der ärztliche Auditor der DEKRA Certification GmbH, Dr. med. Matthias Faber, gemeinsam mit der ärztlichen Leiterin der Intensivstation, Ltd. Oberärztin Dr. med. Judith Neglein, die SOPs (Standard Operating Procedures), beispielsweise die standardisierte Vorgehensweise bei Diabetesentgleisung.
Dr. med. Matthias Faber erläutert: „Ich muss schauen, ob die Abläufe nachvollziehbar geregelt sind, ob eine Rückverfolgbarkeit gegeben ist, wie die internen Kommunikationswege geregelt sind, wie die Dokumentation erfolgt und dass die Medikamentenverordnung sicher erfolgt. Darauf ist zu achten.

Kontinuierliche Verbesserung
Und Dr. Judith Neglein erläutert: „Das Audit hat den großen Vorteil, dass man sich noch mal seine Struktur bewusst macht, dass man über Prozesse nachdenkt und dann fallen einem automatisch auch immer wieder Dinge auf, die man verbessern kann. So sind wir jetzt gerade dabei Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten zu digitalisieren und in unsere elektronische Akte einzufügen, damit wir diese bei jeder Neuaufnahme sofort zur Verfügung haben. Wenn die Patientin/ der Patient schon einmal bei uns war, sind wir nicht auf Papierakten aus dem Archiv angewiesen. Das spart Zeit und gibt uns Sicherheit, den Wünschen der Patienten gerecht zu werden.“
Die elektronische Patientenakte (ePA) enthält strukturiert alle medizinischen Informationen der Patientin, die für eine Behandlung im Krankenhaus wichtig sind. Das sind unter anderem die Arztbriefe, Notfalldaten, Befunde, pflegerische Informationen, die Medikation und auch die Vorgeschichte der Erkrankung.

Patientenverfügung – Der Wille des Patienten ist bindend
Die Leiterin der Intensivstation unterstreicht: „Ganz wichtig ist es für mich immer den Willen des Patienten einzuholen, beziehungsweise – wenn der sich nicht mehr äußern kann – den Willen der Angehörigen.“ Bei einer klaren Patientenverfügung in der elektronischen Patientenakte wird dem Wunsch nach einer reinen Palliativbehandlung stattgegeben. Diese könnte so lauten: „Sollte ich mich nach fachärztlichem Urteil im (nicht mehr behandelbaren) Endstadium einer tödlichen Krankheit oder bereits im Sterbeprozess befinden, wünsche ich keine künstliche Verlängerung meines Leidens. Ziel der ärztlichen Behandlung soll dann die Bekämpfung von Schmerzen, Unruhe und Angst sein (Palliativbehandlung). Maßnahmen der Intensivmedizin, künstliche Beatmung und künstliche Ernährung lehne ich dann ab. Ggf. sind derartige Maßnahmen zu beenden.“
Dr. Judith Neglein ergänzt: „Wenn wir den Patientenwillen kennen, wägen wir immer genau ab. Wir können auch unterschwellige Therapien anbieten, zum Beispiel mit nicht invasiver Beatmung. Es gibt verschiedene Abstufungen.“

Die Intensivstation am Klinikum in Forchheim behandelte im Jahr 2019 rund 673 Patienten. Während der Corona-Pandemie sind insbesondere die hier vorhandenen Beatmungsmöglichkeiten für Menschen, die schwer an Covid-19 erkrankt sind, lebenswichtig.

Ab dem 7. April 2022 gelten folgende Besucherregeln für den Standort Forchheim:

Besuchszeit täglich: 15.00 – 18.00 Uhr

  • Vorlage eines aktuellen schriftlichen oder elektronischen negativen SARS-CoV-2 Testergebnisses (darf höchstens 24 Stunden alt sein) zusammen mit einem gültigen Ausweisdokument. Dies gilt auch für genesene und geimpfte Personen
    Ein Verzeichnis der Teststellen in Stadt und Landkreis Forchheim finden Sie unter https://www.lra-fo.de/site/1_1corona/informationen.php#schnelltest
  • Pro Patient nur ein Besucher für eine Stunde am Tag; max. ein minderjähriges Kind ist zusätzlich als Begleitperson eines erwachsenen Besuchers zugelassen. Auch Kinder müssen einen negativen SARS-CoV-2 Test vorlegen
  • Besuche von Patienten der Isolierstation sind nicht möglich
  • Besuche auf der Intensivstation sind nur nach Absprache mit den behandelnden Ärzten möglich
  • Für sehr schwerkranke und lebensbedrohlich gefährdete Patienten ist in Absprache mit den behandelnden Ärzten eine erweiterte Besuchsregelung möglich

Die Hygienevorschriften sind zwingend zu beachten:
Tragen einer FFP-2 Maske während des gesamten Aufenthaltes (auch im Patientenzimmer)
Regelmäßige Händedesinfektion
Einhaltung des Mindestabstandes von 1,5 Metern