Forchheim, 17. Sept. 2022 – Der Welttag der Patientensicherheit steht heuer unter dem Motto ‚Sichere Medikation‘. Medikationsfehler sind weltweit eine der Hauptursachen für vermeidbare Schäden im Gesundheitswesen. Wenn die Sicherheit der Anwendungen von Medikamenten beeinträchtigt ist, kann dies zu schweren Schäden des Patienten führen.
Elektronische Arzneimitteldatenbank
Das Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz verfügt über eine elektronische Arzneimitteldatenbank, die den originalen Medikationsplan zuerst in der Krankengeschichte automatisiert abspeichert, bevor eine Änderung und Neuausstellung durchgeführt wird. Der Medikationsplan lässt sich auch auf die Krankenkassenkarte schreiben: Für die Patienten ein enormer Vorteil, da bereits ausgestellte Medikationspläne für Behandlungen oder Weiterbehandlungen digital zur Verfügung stehen. Außerdem kann schneller eine Unverträglichkeit festgestellt werden.
Vier-Augen-Prinzip
Am Forchheimer Klinikum ist Katja Severa die Patientensicherheitsbeauftragte. Sie erläutert: „Die Handschrift von Ärzten kann manchmal unleserlich sein oder Verordnungen werden falsch übertragen. Diese Fehlerquellen fallen somit weg.“ Die Datenbank ersetzt aber nicht das sogenannte Vier-Augen-Prinzip beim Zusammenstellen der Medikamente. Das bedeutet, dass sich zwei Pflegekräfte gegenseitig kontrollieren. Auch am nächsten Tag, wenn die zusammengestellten Tabletten ausgegeben werden, wird noch einmal die Richtigkeit anhand der elektronischen Patientenkurve überprüft. Weiter beschreibt Katja Severa: „In der Anästhesie ordnet der Anästhesist die Medikamente an, die Pflegekraft wiederholt laut, was er angeordnet hat, und spritzt dementsprechend. Wir haben immer diesen Rückschluss: Habe ich richtig verstanden? Seitdem wir die Masken tragen, sind wir noch sorgfältiger: Es sind also und so viel Milligramm dieses Medikaments? Man fragt immer wieder nach. Das lernen wir in der Fachweiterbildung und trainieren wir unseren Fachweiterbildungsteilnehmer. In Zukunft lehren wir auch unsere anästhesietechnischen Assistenten in Ausbildung.“
Fehlermeldesystem
Seit diesem Jahre ist das neue CIRS-Portal im Forchheimer Klinikum installiert. Das ‚Critical Incident Reporting System‘ – auf Deutsch: ‚Fehlermeldesystem von kritischen Ereignissen‘ – ermöglicht es Mitarbeitern anonym Beinahefehler und optimierungsfähige Abläufe oder missglückte Prozesse vertraulich zu schildern, damit bei einer Häufung Fehlerquellen behoben und Prozesse umstrukturiert werden können. Wie wird das Meldesystem angenommen?
Katja Severa antwortet: „Zum 1. Juni ging das CIRS an den Start und wir haben seitdem elf Meldungen erhalten in Bezug auf die Patientensicherheit. Es wird also sehr gut angenommen. Wir konnten Maßnahmen ableiten. Auffällig waren zum Beispiel gehäufte Meldungen, dass manchmal Laborröhrchen verwechselt wurden. Wir haben überlegt welche Ursachen das haben könnte und haben dementsprechend auch auf Stationen und im Labor nachgeforscht und versuchen durch konsequente Umsetzung der Maßnahmen das Problem zu beheben.“
Scoring System
Die Patientensicherheitsbeauftragte ergänzt: „Außerdem wollen wir ein Scoring System einführen, mit Hilfe dessen vorliegende Informationen in Verbindung mit bestimmten Daten und einer KI-basierten Lösung ausgewertet werden können, so dass es möglich ist, Vorhersagen zum Krankheitsverlauf eines Patienten abzuleiten. Die Patientendaten, wie Vitalparameter, werden in die elektronische Patientenkurve eingefügt, durch ein spezielles Punktesystem bewertet und dadurch wird das Risiko eines Notfalls detektiert. Man muss sich das so vorstellen, dass die Patienten von den Pflegekräften auf Stationen regelmäßig gemessen werden: Blutdruck, Puls, Temperatur, Sauerstoffsättigung und aus diesen Werten wird ein Score erfasst. Der Patient wird in gewisse Risikostufen eingestuft, die auch in der Kurve erscheinen und dementsprechend farblich markiert sind und dann werden die Maßnahmen ergriffen. Zum Beispiel kündigt sich eine Reanimation unter Umständen schon Stunden bis Tage zuvor an oder eine Sepsis lässt sich feststellen. Ziel ist es, dass die Patienten keinen Notfall erleiden und Aufenthalte auf der Intensivstation vermieden werden.“
Tag der Patientensicherheit
Im Mai 2019 haben sich 194 Länder auf der 72. Weltgesundheitsversammlung in Genf verpflichtet, Patientensicherheit als vorrangige Gesundheitspriorität anzuerkennen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Patientensicherheit weltweit zu verbessern und zu gewährleisten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO ist beauftragt, den jährlichen Welttag der Patientensicherheit auszurichten und zu etablieren. Eine erhöhte Achtsamkeit hilft unerwünschte Ereignisse bei Patienten zu vermeiden, die das ungewollte Ergebnis einer Behandlung im Krankenhaus sein können.