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Forchheim, 23.04.2020 – Am 26. März wurde Josef K. (74) mit dem Rettungsdienst in das Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz eingeliefert. Er war an Covid-19 erkrankt infolge einer Coronavirusinfektion. Vier Tage später verlegte ihn Katrin Wenz, Oberärztin für Innere Medizin und ärztliche Leiterin der Station mit Corona-Patienten, auf die Intensivstation, wo er intubiert an ein Beatmungsgerät angeschlossen wurde und kreislaufunterstützende Medikamente erhielt. Die künstliche Beatmung dauerte eineinhalb Wochen bis einen Tag vor Karfreitag. Eine Woche später wurde Josef K. wieder auf die Normalstation verlegt und am 23. April als geheilt entlassen. Die mehrfachen Testungen auf das Coronavirus sind wiederholt negativ. 

Auf die Frage, was er als erstes tun möchte, wenn er wieder zu Hause ist, zögert Josef K. nicht: „Eine Leberkässemmel essen!“  Der pensionierte Architekt wurde im März informiert, dass er mit einem positiv auf das Coronavirus Getesteten in Kontakt war. Er und seine Lebensgefährtin  ließen sich auf das Virus testen: das Ergebnis war bei beiden positiv. Der 74-Jährige verspürte nicht die üblichen Symptome – Hustenreiz, Verlust des Geruchssinn, Halsschmerzen – aber er fühlte sich mit jedem Tag schlechter: „Mir ging es nicht gut. Ich hatte keinen Appetit.“ Dieser Zustand dauerte drei, vier Tage. Dann kamen Schüttelfrost und hohes Fieber hinzu. Er entschloss er sich, den Notdienst anzurufen und wies beim Anruf auf die Coronavirusinfektion hin.  Außer Bluthochdruck brachte Josef K. keine Vorerkrankungen mit. Der rüstige Senior spielte früher regelmäßig Tennis, fuhr Ski und Fahrrad.

Unzureichende Sauerstoffversorgung

Katrin Wenz beschreibt: „Herr K. hatte bei seiner Ankunft im Klinikum Probleme mit der Atmung. Er wirkte erschöpft, eine Folge der unzureichenden Sauerstoffversorgung.“ Sein Zustand sei kritisch gewesen, als er auf die Intensivstation verlegt wurde. Einige Patienten atmen schneller, vielleicht 30 statt zehn- oder zwölfmal in der Minute. Josef K. litt an einer schweren Lungenentzündung, einer Viruspneumonie. Außerdem entwickelte er eine sogenannte Superinfektion („super“ lateinisch für „über“). Das durch das Virus geschwächte Immunsystem des Patienten wird zusätzlich von Bakterien befallen. „Das hat die Behandlung noch komplizierter gemacht“, so Katrin Wenz. Nachdem der Oberpfälzer die Akutphase überwunden hatte, besserte sich sein Gesundheitszustand von Tag zu Tag. „Gekämpft haben Sie, Herr K.“, lobt die Oberärztin.

Zeitgefühl verloren

An diese Phase kann sich Josef K. nicht erinnern. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren und erinnert sich nur, dass er sich beim Aufwachen ausgeschlafen fühlte. Während er narkotisiert war, habe er sehr intensive Träume gehabt, „wie aus einem James-Bond-Film“. Als angehender Architekt war er selber mit der Planung eines Krankenhausgebäudes beschäftigt gewesen und während der Zeit auf der Intensivstation wähnte er sich in diesem Krankenhaus aus seiner Studienzeit.

„Warum es gerade mich so schwer erwischt hat, weiß ich nicht“, rätselt Josef K. „Vielleicht habe ich eine besonders hohe Virusdosis abbekommen.“ Er warnt: „Man kann im Vorhinein schlecht einschätzen, wie gefährlich, wie stark die Viruserkrankung ist.“

Besuchsverbot und telefonische Auskunft

Er sagt: „Es ist mir und meiner Familie ein besonderes Anliegen dem gesamten Team auf der Intensivstation zu danken für die wertvolle Arbeit und stete Bereitschaft den Angehörigen telefonisch Auskunft über den augenblicklichen Gesundheitszustand zu geben.“

„Wenn man jemanden aufgrund des strikten Besuchsverbots über mehrere Wochen nicht sehen darf, sind vertrauensvolle telefonische Kontakte so wichtig“, erinnert sich die Lebenspartnerin.

Bei seiner Entlassung aus dem Klinikum in Forchheim geht es Josef K. gut. Nach der Verlegung auf die Normalstation habe er am Anfang wenig Appetit gehabt, aber jetzt könne er normal essen und trinken. Bei der Gelegenheit lobt er das „hervorragende“ Essen. „Ich fühle mich wie vorher“, sagt er. Er freut sich darauf seine Partnerin, Kinder und Enkelkinder wiederzusehen und seine Freunde.

Seine Partnerin hat die Covid-19-Erkrankung in einer viel milderen Version überstanden. Die Forchheimerin durchlitt zwei Tage die Symptome „wie bei einer schweren Grippe“. Danach ging es ihr spürbar besser.

Foto@Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz

Freude darüber, dass Josef K. das Klinikum als geheilt verlassen kann. In der Mitte: Josef K. v.l. Dr. med. Judith Neglein, Horst Braun, Nadine Abert, rechts: Mareike Nurnus, Oberärztin Katrin Wenz, Ärztlicher Direktor Prof. Dr. med. Jürgen Gschossmann

Forchheim, 25.04.2020 – Bei einer schweren COVID-19 Erkrankung kann die Lunge den lebenswichtigen Austausch mit Sauerstoff im Körper nicht mehr gewährleisten. Der Patient muss künstlich beatmet werden. Das Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz hat durch den Kauf und die Inbetriebnahme von vier neuen komplexen Hochleistungsgeräten seine Kapazitäten auf der Intensivstation erweitert.

Es handelt sich um vier fahrbare Intensivbeatmungsgeräte der Schweizer Firma Hamilton Medical: C3 mit Luftbefeuchter H900 und HighFlow O2, die aufgebaut, geprüft und in Betrieb genommen werden. Anschließend werden Ärzte und Intensivpflegekräfte in die Handhabung unterwiesen.

Der Geschäftsführer des Klinikums, Sven Oelkers, sagt: „Mit der Erweiterung der Ausstattung um vier Beatmungsgeräte und den dann zur Verfügung stehenden zwölf Intensivbetten am Standort Forchheim sind wir gut gerüstet für die weitere Versorgung der COVID-19 Patienten im Landkreis Forchheim. Mein Dank gilt dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege für die schnelle Zusage und finanzielle Unterstützung.“ Dem schließt sich auch Landrat und Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Hermann Ulm an: „Es ist gut zu wissen, dass unser Klinikum für den Ernstfall gut aufgestellt ist. Dafür war auch die Beschaffung der Geräte geboten.“

„Mehr als 300 Beatmungsgeräte wurden bereits an Krankenhäuser in Bayern ausgeliefert, weitere werden in den nächsten Tagen verteilt. Dies geschieht angepasst an die aktuelle COVID-19-Ausbruchssituation vor Ort. Hinzu kommen Geräte, die auf Initiative der Krankenhäuser selbst über eigene Kontakte bestellt wurden, wie im Fall von Forchheim. Für sie übernimmt der Freistaat die Kosten zu 100 Prozent“, erläutert die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml.

„Am 31. März wurden die Geräte von uns beantragt, am 1. April kam die Zusage vom Leitenden Ministerialrat des Referates 22, so dass umgehend die Bestellung erfolgen konnte. Knapp drei Wochen später sind die Gerätschaften einsatzbereit – nicht selbstverständlich in der aktuellen Zeit, wo medizinisches Gerät und Verbrauchsmaterial aufgrund der hohen Nachfrage fast nicht verfügbar sind. Eine große Anerkennung auch für unseren Einkauf am Klinikum unter Leitung von Herrn Oliver Amon, der durch sein Engagement die schnelle Beschaffung ermöglicht hat,“ so Geschäftsführer Sven Oelkers.

Zur Ausstattung einer Intensivstation gehören neben einem Beatmungsgerät Monitore, an denen die Vitaldaten des Patienten abgelesen werden können, Spritzen-, Infusionspumpen und natürlich erfahrenes Fachpersonal. „Diesem sei an der Stelle ganz herzlich gedankt für den tollen Einsatz in diesen ungewöhnlichen Zeiten“, sagt Sven Oelkers.

Der Ärztliche Direktor, Prof. Dr. med. Jürgen Gschossmann, betont: „Obwohl sich aktuell die Dramatik dieser Pandemie abschwächt, gilt es weiterhin wachsam zu bleiben. Die zusätzlichen Beatmungsgeräte tragen dazu bei, dass wir für eine mögliche zweite Coronawelle noch besser aufgestellt sind.“

Dr. med. Ulrich von Hintzenstern, Chefarzt der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am Standort Forchheim, erläutert: „Je schwerer das Lungenversagen infolge einer Coronavirus-Infektion ist, desto invasiver muss die Beatmung sein, d.h. der Patient wird kontrolliert beatmet ohne Eigenatmungsanteil. Mit diesen neuen Beatmungsgeräten können sämtliche modernen invasiven und nichtinvasiven Beatmungsformen durchgeführt werden.“

Bei der nicht-invasiven Beatmung wird die eigenständige Atmung mit einer Überdruckmaske (CPAP – continuous positive airway pressure) unterstützt. Diese Form der Beatmung ist für viele kritische Corona-Patienten sehr hilfreich und man benötigt keine Narkose.

Das Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz hat sich für diesen Modelltyp entschieden, weil die Intensivstation bereits über ein Intensivbeatmungsgerät der Firma Hamilton verfügt.

Ulrich von Hintzenstern erklärt: „Von allen bisher vorhandenen Intensivbeatmungsgeräten zeichnet sich dieses Gerät durch die intelligenteste und zukunftsorientierte Technologie aus. Daher war es unser Ziel, die zusätzlichen Bettplätze am Standort Forchheim mit Geräten dieser Technologie auszustatten, um alle Formen von Beatmungsproblemen von Intensivpatienten inkl. des akuten Lungenversagens, wie sie z.B. im Zusammenhang mit einer schweren „Corona-Infektion“ entstehen können, optimal therapieren zu können.“

Theoretisch können im Klinikum am Standort Forchheim 270 Plätze an die Sauerstoffleitungen angeschlossen werden. Der Druck genügt, um maximal 130 Patienten gleichzeitig zu beatmen. Der Inhalt des Sauerstofftanks mit einem Volumen von 5.145 kg Sauerstoff reicht aus, um zwölf Patienten ca. 22 Tage ununterbrochen mit 100 prozentigem O2 zu beatmen, wenn kein zusätzlicher Verbrauch stattfindet.

Hintergrund: 

  • Täglich tagt im Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz das Krisenteam, bestehend aus Geschäftsführung, Chefärzten, Pflegeleitung und Hygienebeauftragten, um die aktuelle, sich stetig ändernde Informationslage für die Planung des Pandemiefalls zu berücksichtigen. „Wir bereiten uns, unter den täglich wechselnden Rahmenbedingungen, bestmöglich auf die Versorgung der COVID-19 Patienten vor“, sagt der Geschäftsführer, Sven Oelkers.
  • Neueinteilung der Stationen: Bei der logistischen Neueinteilung der Stationen hatte die strikte Trennung der positiv auf den Coronavirus Getesteten von den Verdachtsfällen und den Nichtinfizierten oberste Priorität. Eine Station ist zur Isolierstation umgewandelt worden. Dort werden die bestätigten Verdachtsfälle unabhängig vom Fachgebiet aufgenommen.
  • Eine zweite Station ist zu einer weiteren Isolierstation umgewandelt worden. Dort werden die ungeklärten Verdachtsfälle behandelt, bis ein positives oder negatives Ergebnis vom Labor vorliegt.
  • Auf der Intensivstation werden auch die COVID-19 Patienten intensivmedizinisch versorgt. Die Anzahl der Intensivbetten mit Beatmungsgeräten wurde in den Planungen von acht Plätzen mit 7 Beatmungsgeräten auf zwölf Plätze erhöht.
  • Klinikumsmitarbeiter schützen: Um zu verhindern, dass sich Mitarbeiter des Klinikums anstecken, wird Personal, welches vom Gesundheitsamt als Kontaktperson der ersten Kategorie (direkter ungeschützter Kontakt mit positiven Fall, mindestens 15 Minuten) eingestuft wurde, grundsätzlich auf SARS-CoV-2 untersucht und ist für 14 Tage nach Kontakt zur erkrankten Person häuslich abzusondern, auch wenn die betroffene Person keine Symptome entwickelt.
  • Aktuelle Zahlen: 197 Infizierte im Landkreis Forchheim, davon sind bereits 150 genesen; aktuell befinden sich im Klinikum Forchheim – Fränkische Schweiz zwei Personen auf der Normalstation und eine Person auf der Intensivstation

Foto @Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz  „Installation Beatmungsgeräte Aufwachraum“ (v.l. Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Jürgen Gschossmann, Dr. Ulrich von Hintzenstern, Gesundheitsministerin Melanie Huml, Geschäftsführer Sven Oelkers)