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Forchheim, 14. Februar 2022 – Am 4. November 2021 nahm das Ernährungsteam des Klinikums Forchheim-Fränkische Schweiz erneut am ‚nutritionDay‘, einem weltweiten Aktionstag zu Erfassung ernährungsmedizinischer Probleme in Kliniken und Pflegeeinrichtungen, teil und erhielt dafür nun von der ESPEN (European Society of Parenteral and Enteral Nutrition) ein Zertifikat.

Der ‚nutritionDay‘ wurde 2006 ins Leben gerufen. Mittlerweile beteiligen sich Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen aus 51 Ländern weltweit an der Datenerhebung mit dem Ziel, Mangelernährung bei Patienten rasch zu erkennen und zu behandeln. Das Klinikum in Forchheim, das die Behandlung von Mangelernährung seit Jahren als etablierten Schwerpunkt in Diagnostik und Therapie berücksichtigt, unterzieht sich seit 2017 dieser Evaluierung.

Fragebogen und Follow-up

Anhand eines Fragebogens werden an diesem Tag Patienten hinsichtlich ihrer Ernährung befragt. Ein weiterer Faktor ist die Berücksichtigung der Mangelernährung in der Therapie durch die Gesundheitseinrichtungen. Ein Follow-up nach vier Wochen überprüft, ob sich der Gesundheitszustand des Patienten verbessert hat.

Ein Drittel der Patienten ist mangelernährt

„Mangelernährung bei Patienten ist keine Seltenheit, mehr als ein Drittel aller stationären Patienten ist als mangelernährt einzustufen“, sagt die Leiterin des Diabetes- und Ernährungsteams am Klinikumsstandort Forchheim, Oberärztin Dr. Elisabeth Dewald.

Weiter führt sie aus: „Eine Mangelernährung hat erheblichen negativen Einfluss auf die Verweildauer der Patienten in der Klinik, auf die Sterblichkeitsrate oder die Wundheilung. Daher ist die Vermeidung, frühzeitige Erkennung und Behandlung der Mangelernährung ein wesentlicher Schwerpunkt in der Arbeit des Ernährungsteams an unserer Klinik.“ Ein Screening-Verfahren bei stationärer Aufnahme identifiziert die potenzielle Gefahr. In der sich anschließenden Ernährungstherapie für Risikopatienten arbeiten Pflegekräfte, Ärzte, Klinikküche und das Ernährungsteam eng zusammen, erstellen Ernährungspläne, spezielle Kostformen werden angeboten, hochkalorische Trinknahrung wird eingesetzt, parenterale und enterale Ernährung sind ein weiterer Behandlungsschwerpunkt des Ernährungsteams.

Ursachen

Die Ursachen für eine Mangelernährung sind komplex: schwerwiegende, meist chronische Erkrankungen wie z.B.  Tumorleiden, Schlaganfälle mit Schluckstörungen, Demenzerkrankungen, führen dazu, dass die Betroffenen mengenmäßig nicht mehr genügend Nahrung zu sich nehmen, Gewicht verlieren und Muskelmasse abbauen, was wiederum zu einer zunehmenden Schwäche des Körpers und des Immunsystems führt. Erschwerend kommen dann noch Faktoren wie Appetitverlust, schlechter Zahnstatus v.a. bei älteren Patienten, soziale Isolation oder eine nötige, komplexe Medikamenteneinnahme u.a. hinzu.

Auch Menschen mit Übergewicht können mangelernährt sein

Die Internistin und Diabetologin Dr. Elisabeth Dewald räumt mit einem gängigen Vorurteil auf: „Menschen mit Übergewicht bzw. Fettleibigkeit können durchaus mangelernährt sein, auch wenn der äußere Anschein dies nicht vermuten lässt.“

Ernährungsberaterin Sabine Lamprecht konkretisiert: „Mangelernährung lässt sich einerseits durch den augenscheinlichen körperlichen Zustand der Patientin erkennen, zum anderen haben wir hier im Forchheimer Klinikum vielfältige diagnostische und apparative Möglichkeiten, mit denen wir eine Mangelernährung feststellen können“. Bei den Laborwerten sei oft ein Vitamin-D Mangel zu verzeichnen und ein Mangel an Folsäure, Eiweiß und Zink – Folge einer unausgewogenen Ernährung, die zu kohlehydratlastig ist, mit vielen Softgetränken, wie zuckerhaltige Limonade, so Sabine Lamprecht.

Berlin/Forchheim, 14. Jan. 2022 – Menschen mit Diabetes müssen zuweilen wegen anderer Beschwerden ins Krankenhaus, beispielsweise für eine Operation der Gallenblase oder wegen einer Lungenentzündung. Aber können sie immer sicher sein, dass sie dort mit ihrer Vorerkrankung Diabetes optimal versorgt werden? Etwa bei einer auftretenden Unterzuckerung?

Im Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz, Standort Forchheim können sie sich darauf verlassen: Die Einrichtung wurde von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) bereits zum dritten Mal mit dem Qualitäts-Siegel „Klinik für Diabetespatienten geeignet“ ausgezeichnet. 

Diabetes ist die Volkskrankheit Nr. 1 in Deutschland: Über sechs Millionen Menschen sind betroffen. Daher haben Ärzte und Pfleger in Kliniken sehr oft mit Patienten zu tun, die zusätzlich zu ihrer aktuellen Erkrankung noch einen Diabetes haben. Dafür hat die DDG das Zertifikat „Klinik für Diabetespatienten geeignet DDG“ entwickelt, welches das Klinikum in Forchheim bereits zum dritten Mal in Folge erhalten hat: „Das Forchheimer Klinikum stellt eine fächerübergreifende Diabetes-Kompetenz sicher, von der die Patienten auf allen Stationen profitieren“, sagt DDG-Präsident Prof. Dr. Andreas Neu.

Um das Qualitätssiegel zu erhalten, muss das Klinikum in Forchheim regelmäßig umfangreiche Maßnahmen nachweisen, unter anderem spezielle Schulungen für das Pflegepersonal, das Vorhandensein qualifizierter, Diabetes-erfahrener Ärzte, die für die Patienten auf allen Stationen die optimale Behandlung der Vorerkrankung Diabetes mellitus festlegen und durch schriftliche Anleitungen, wie z. B. Notfallplänen bei Unter- oder Überzuckerungen, die Diabetes-Behandlung fachübergreifend begleiten. Auf jeder Station sind mindestens zwei Pflegekräfte speziell geschult und unterstützen das Ärzteteam bei der optimalen Betreuung der Diabetespatienten. Auch bei Operationen und Narkosen wird die Diabeteserkrankung mitberücksichtigt. Klinikumsinterne Abläufe stellen sicher, dass alle Diabetespatienten bei stationärer Aufnahme erfasst und während ihres Aufenthaltes in der Klinik vom Diabetesteam mitbetreut werden.

„Das therapeutische Angebot unserer Klinik umfasst alle Therapiemaßnahmen zur Behandlung des Diabetes wie auch Beratungen und Schulungen, Therapieanpassungen, Neueinstellungen bis hin zur intensivmedizinischen Behandlung schwerer diabetischer Komaformen“, erläutert Oberärztin Dr. Elisabeth Dewald, Diabetologin und Leiterin des Diabetes- und Ernährungsteams am Klinikum in Forchheim. „Ein weiterer wesentlicher Aspekt einer optimierten Versorgung unserer Patienten ist vor allem die Kommunikation mit den behandelnden Hausärzten, zudem kooperiert das Klinikum mit ambulanten Diabetespraxen.“

„Eine gute Diabetesführung kann wesentlich dazu beitragen, den Heilungsprozess unserer Patienten zu fördern und das ist unser oberstes Ziel“, fasst Dr. Elisabeth Dewald zusammen.

Der Geschäftsführer des Klinikums, Sven Oelkers, unterstreicht: „Wir freuen uns sehr über das Zertifikat der DDG als Bestätigung unseres Engagements für eine fachlich optimale Behandlung.“

Von den zusätzlichen Maßnahmen profitieren auch Patienten, deren Diabetes noch gar nicht entdeckt wurde. Denn bei jeder Neuaufnahme werden routinemäßig die Blutzuckerwerte kontrolliert. So werden auch neue Diabetesfälle entdeckt – was für die Betroffenen sehr wertvoll ist, denn der Diabetes wird im Folgenden während des Krankenhausaufenthaltes berücksichtigt. Das sichert unmittelbar den Behandlungserfolg und zusätzlich lassen sich durch die frühe Diagnose und rechtzeitige Therapie Folgeschäden verhindern. Das DDG-Zertifikat „Klinik für Diabetespatienten geeignet“ gilt für drei Jahre. Auch für einweisende Ärzte bietet das Siegel eine wichtige Entscheidungshilfe, um eine Diabetesadäquate stationäre Behandlung für ihre Patienten zu finden.

Warum findet alljährlich am 14. November ein Weltdiabetestag statt?

Dr. Elisabeth Dewald: Dass die Behandlung des Diabetes keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt die Tatsache, dass erst im Jahr 1921/22 durch die beiden Forscher Frederick Grant Banting und Charles Herbert Best die Entdeckung des Insulins gelang und damit der bahnbrechende Erfolg in der Behandlung dieser Erkrankung. Der 14. November ist der Geburtstag von Frederick Grant Benting. Um an seine und die Verdienste seiner Mitstreiter zu erinnern, wird alljährlich diesem Tag gedacht.

Wann wurde erstmals eine Behandlung des Diabetes mellitus möglich?

ED: Als einer der ersten Patienten erhielt der fünfjährige „Teddy“ Theodore Ryder im Jahr 1922 das zum Überleben notwendige Hormon. Zu diesem Zeitpunkt wog das Kind 12,5 kg und wäre an der Erkrankung verstorben, hätte es nicht die Entdeckung des Insulins gegeben. Nach wenigen Monaten kam er zur vollen Genesung und schrieb an den Forscher:
„Sehr geehrter Hr. Dr. Banting, ich wünschte, sie könnten mich jetzt sehen. Ich bin jetzt ein properer Junge geworden, mir geht es gut und ich kann auf Bäume klettern…“. Im Alter von 76 Jahren nach einem erfüllten Leben verstarb er ohne wesentliche Folgeerkrankungen seines Diabetes.

Die Forschung und Entwicklung nahm dann ab den 1960er Jahren stark zu, heute stehen uns eine Vielzahl von modernen Medikamenten, Insulinen und Hilfsmitteln zur Verfügung, die es erlauben, eine individuelle Therapie für jeden Diabetiker durchzuführen.

Wie häufig ist denn die Diabeteserkrankung in Deutschland?

ED: Ca. 95% aller Diabetesfälle sind dem sogenannten Diab. mell. 2 zuzuordnen. Aktuell geht man von etwa 7,2 Mio bekannten Typ 2-Diabetikern in Deutschland aus, die Zahl der unbekannten Typ-2-Diabetiker liegt nach Schätzungen ebenso hoch. Jährlich kommen 500.000 Neuerkrankungen hinzu. Der Anteil von Patienten mit Diabetes mellitus 2 in den Kliniken liegt bereits bei etwa 30% aller Klinikpatienten. Man beobachtet eine stark ansteigende Anzahl von Menschen mit Diabetes mellitus nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Die Fachwelt spricht bereits von einem sich ausbreitenden „Diabetes-Tsunami“.
Schwerwiegend sind in diesem Zusammenhang auch die Begleit-/Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus.

Mit Diabetes in der Klinik – was gibt es für Betroffene zu beachten?

ED: Trotz aller Fortschritte in der Behandlung des Diabetes kann ein Krankenhausaufenthalt manchmal nicht vermieden werden – sei es wegen einer entgleisten diabetischen Stoffwechsellage oder auch wegen einer anderen Erkrankung oder einer anstehenden Operation.

Dies bedeutet für Menschen mit Diabetes eine Veränderung ihrer täglichen Gewohnheiten, manche Diabetesmedikamente müssen z.B. vor einer Operation abgesetzt werden, Insulinmengen müssen angepasst werden, Infektionen und Therapeutika können den Blutzuckerspiegel in die Höhe treiben, Nüchtern-Phasen erfordern eine Anpassung der Diabetestherapie. Zudem ist aus Studien bekannt, dass Menschen mit Diabetes ein höheres Risiko für Komplikationen haben und dadurch auch die Verweildauer in der Klinik länger wird.

Um als Patient mit Diabetes selbst gut auf einen geplanten stationären Aufenthalt in der Klinik vorbereitet zu sein, empfiehlt es sich, sich schon im Vorfeld mit dem Hausarzt oder dem behandelnden Diabetologen abzusprechen, die entsprechenden Unterlagen für die Klinik bereitzuhalten und das eigene Diabetes-Equipment in die Klinik mitzunehmen.

Die Auswahl einer geeigneten Klinik für Diabetiker erleichtert ein von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) vergebenes Zertifikat, das für jeweils drei Jahre Gültigkeit besitzt, danach muss sich die Klinik einer erneuten Prüfung ihrer Qualitätsstandards unterziehen.

Das Klinikum Forchheim besitzt dieses Zertifikat „Klinik für Diabetespatienten geeignet“ bereits seit 2014, im Oktober 2017 wurde die Klinik erfolgreich rezertifiziert.

Neben einer in Vollzeit tätigen Diabetologin stehen den Patienten im Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz auch eine ärztliche Weiterbildungsassistentin zur Diabetologin sowie zwei Diabetesberater und auf allen Stationen diabetesversierte Pflegekräfte zur Verfügung, um die bestmögliche Versorgung von Diabetespatienten zu erzielen.

Warum findet die Erkrankung Diabetes mellitus in der öffentlichen Wahrnehmung noch zu wenig Beachtung, obwohl es eine Erkrankung mit so weitreichenden Folgen ist?

ED: Es handelt sich um eine Krankheit, die nicht weh tut, die man oft lange nicht bemerkt, obwohl sie schon vorhanden ist, die häufig als „ein bisschen Alterszucker“ verharmlost wird und die oft gleichgesetzt wird mit Verlust von Lebensqualität.

Worauf kommt es zusammenfassend in der Behandlung an?

ED: Diabetestherapie bedeutet in erster Linie Eigenverantwortlichkeit der Betroffenen in Kombination mit den heute so vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten.
Therapieerfolg und der Erhalt der Lebensqualität durch Vermeidung der Folgeschäden sind der Lohn.

(Das Interview führte Franka Struve, Pressesprecherin des Klinikums-Forchheim-Fränkische Schweiz)