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Forchheim, 1. Okt. 2021 – Im Klinikcheck, einer Kooperation der Friedrich-Alexander-Universität, der Universität Bayreuth und der Nürnberger Zeitung und den Nürnberger Nachrichten, wurde das Vorgehen von 24 Krankenhäusern beim erstmaligen Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks verglichen. Das Endoprothetikzentrum Endofo am Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz brachte im Jahr der Datenerhebung 2019 solide Leistungen und wird als guter Performer in der zweiten Gruppe eingestuft.  

Beim Vergleich sind neben den Informationen aus dem Qualitätsbericht die AOK-Routine Daten für die Eingruppierung relevant, denn diese liefern Erkenntnisse zum Behandlungserfolg über den Tag der Entlassung aus dem Krankenhaus hinaus. Bei den Indikatoren ‚Ungeplante Folge-Operation bis zu 365 Tage nach dem Eingriff‘ und ‚Chirurgische Komplikationen innerhalb von 90 bzw. 365 Tagen nach dem Eingriff‘ liegt das Klinikum im Mittelfeld mit durchschnittlichen Werten.

Hüftgelenkserkrankung Coxarthrose

Die bekannteste und häufigste Hüftgelenkserkrankung ist die Coxarthrose, ein Verschleiß des Gelenkknorpels. Dr. Marco Grosso, ein Operateur des Endoprothetikzentrums, erläutert bei einer Informationsveranstaltung die Voraussetzungen für eine Hüfttotalendoprothese (Hüft-TEP), also einen vollständigen Ersatz sowohl der Hüftpfanne wie auch des Hüftkopfes anhand der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU). Demnach soll eine Hüft-TEP-Operation nur bei radiologisch nachgewiesener fortgeschrittener Coxarthrose (Kellgren & Lawrence Grad 3 oder 4) erfolgen. Die Indikationsstellung zur Hüft-TEP kommt infrage, wenn Patientinnen, trotz vorangegangener konservativer Therapie, über hohen subjektiven Leidensdruck berichten hinsichtlich hüftbezogener Beschwerden (Schmerzen, Funktionseinschränkungen, Einschränkungen bei den Aktivitäten des täglichen Lebens) und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität.

Wie läuft die Operation ab?

Privatdozent Dr. Uwe Lehmann, Chefarzt der Unfallchirurgie am Klinikum, beschreibt die Operation: „Das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk.  Die Komponenten, die eingesetzt werden – die Pfanne und der Kopf mit Schaft – müssen in der richtigen Neigung und in der richtigen Anteversion eingesetzt werden. Der Schaft muss fest verankert sein und auch die Länge des Beines muss richtig bemessen sein, da es sonst zu einer Verrenkung des Gelenks, einer Luxation, kommt.“ Die Planung vor der Operation mithilfe von Softwareprogrammen minimiert Komplikationen während des Eingriffs, wie Brüche oder ein zu großer Schaft.  Der Hauptoperateur gibt zu denken, dass die Chirurgie immer noch ein Handwerk sei und ein guter Chirurg ein akustisches Empfinden habe, um zu ermessen, ob die Prothese passt.  Außerdem sei ein sehr gutes räumliches Vorstellungsvermögen vonnöten, um die Prothese optimal einzusetzen. Minimalinvasive Schnitte sieht der Experte kritisch: Die freigelegten Muskelstränge und Weichteile müssen für einen freien Zugang zum Gelenk verschoben werden. Bei kleinen Zugängen kann es zu Drucknekrosen kommen, das heißt, dass das Gewebe abstirbt. Außerdem ist die Sicht eingeschränkt, um die Prothese exakt einzusetzen.

Während der Operation wird die Beweglichkeit überprüft sowie die Neigung zur Verrenkung. „Wir überprüfen über die endgradigen Bewegungen, dass es weder zu einer vermehrten Verlängerung noch zu einer Verrenkung kommt. Es gibt aber Extrembewegungen, wie ein Sturz, die dann zu einer Luxation führen können.“ Uwe Lehmann unterstreicht die muskuläre Komponente eines Patienten. Bei einem Trainierten halten die Muskeln den Prothesenkopf in der Pfanne.

Das Material der Gleitpaarung-Prothesen, die am Klinikum am häufigsten eingesetzt wird, ist Titan für die zementfreie Pressfit-Pfanne und den Prothesenschaft. In die Pfanne wird als Gleitschicht ultrahochvernetztes Polyethylen eingesetzt. Auf den Konus des Prothesenschaftes wird ein Keramikkopf aufgesetzt, der mit dem Polyethylen-Einsatz artikuliert. Die Standard-Antwort auf die Frage nach der Haltbarkeit laute 15 Jahre, aber mehrere Faktoren beeinflussen den Erhalt der Funktionsfähigkeit – das Körpergewicht, die Art der Beanspruchung, wobei der Polyethyleneinsatz der empfindlichste Punkt der Konstruktion sei, so der Chefarzt.

Endoprothetikzentrum Endofo

Um die qualitativ hochwertige Durchführung dieser komplexen Operation zu gewährleisten, wird das Endoprothetikzentrum einmal im Jahr zertifiziert. Die Hauptoperateure Dr. Uwe Lehmann, Dr. Franz Roßmeißl, Jürgen Waibel, Dr. Susanne Esper und demnächst Dr. Mario Grosso müssen mindestens 50 Gelenkersatzoperationen pro Jahr nachweisen.  Erstoperateure weisen nach, dass sie in einem Zeitraum von zwei Jahren 100 Operationen durchgeführt haben, die von einem Hauptoperateur begleitet worden sind.

Dr. Uwe Lehmann sagt: „Pro Jahr führe ich sicherlich weit über 100 Operationen an Hüfte oder Knie durch und bei einem Großteil operiere ich selbst, denn bei Patienten, die von mir operiert werden wollen, führe ich den Eingriff durch.“  2019 wurden 189 Hüftgelenkersatzoperationen am Klinikum durchgeführt, eine normale Zahl für ein Haus dieser Größe. „Es gibt natürlich Endoprothetikzentren, die nichts anderes machen als Prothesen einzusetzen, aber wir sind hier keine Fabrik und eine gewisse Individualität geht vielleicht in so einem Riesenapparat verloren. Hier kennt der Patient noch seinen Operateur und das ist sicherlich ein bisschen persönlicher“, schließt der Fachmann.

Forchheim, 07. August 2021 – Im Klinikcheck – einem gemeinsamen Projekt der Nürnberger Zeitung/Nürnberger Nachrichten und dem Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg – wurden die Leistungen bei einer Kniegelenkersatzoperation des zertifizierten Endoprothetikzentrums am Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz sehr gut bewertet. Mit drei weiteren Häusern teilt sich das Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz einen Platz in der ersten Ranking-Kategorie, den Top-Performern. 24 Krankenhäuser in und um Nürnberg, die diese Leistung anbieten, wurden verglichen.

Die Anzahl der Komplikationen, die Angemessenheit der Entscheidung zur Operation und die Zufriedenheit der Patienten mit ihrer Krankenhausbehandlung waren ausschlaggebend für die Bewertung.

Roboterarmassistierte Chirurgie

Hauptoperateur PD Dr. med. Uwe Lehmann, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum in Forchheim, sieht sich bestätigt in der Entscheidung roboterarmassistierte Operationstechnik bei Kniegelenken einzuführen: Im März 2018 war das Klinikum am Standort Forchheim deutschlandweit eines der wenigen Krankenhäuser, die diese viel präzisere Technologie eingeführt hat. Mit knapp 350 Mako®-Operationen haben unsere Operateure im Endoprothikzentrum Forchheim (EndoFO) oberfrankenweit die größte Erfahrung mit dem Instrument.“  Im Vorfeld des Eingriffs wird eine spezielle Planungs-Computertomografie (CT) angefertigt, die die individuelle Anatomie des Patienten erfasst. Das daraus resultierende 3D- Modell dient als Planungsgrundlage der Prothese. Während der Operation nutzt der Operateur die roboterarmunterstützte Technologie zum Sägen des Prothesenbetts. Dabei werden Punkte am offenen Knie gemessen und die Daten an einen Computer übertragen. Die exakte Positionierung der Prothese und die Feinabstimmung der Bänderspannung errechnet das Gerät während der Operation. Diese Technologie verspricht eine höhere Präzision und Patientensicherheit. Die Genauigkeit der Säge beträgt ein 1/10 Millimeter und ein Grad. Bei einer Abweichung von der Planung stoppt der Sägevorgang automatisch. Bänder und Weichteile werden nicht geschädigt.

Ist eine Prothese notwendig?

Die AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) gibt Leitlinien heraus, wann eine Knieendoprothese in Betracht kommt. So muss für die Indikation zur Knie-TEP, also eines kompletten Kniegelenkersatzes, Knieschmerz, Nachweis eines Strukturschadens (Arthrose, Osteonekrose) bei dem das Knorpelgewebe im Gelenk so geschädigt ist, dass Knochen auf Knochen reibt, Versagen konservativer Therapiemaßnahmen, auf die Kniegelenkerkrankung bezogene Einschränkung der Lebensqualität und subjektiver Leidensdruck dokumentiert sein. Eine konservative Therapie sollte über mindestens drei bis sechs Monate erfolglos durchgeführt worden sein. Uwe Lehmann berichtet aus dem Alltag: „Patienten, die eine Knieprothese in Erwägung ziehen, haben oft einen jahrelangen, schmerzerfüllten Leidensweg hinter sich und ihr Bewegungsradius und damit auch die Lebensqualität ist massiv eingeschränkt.“

Nach dem Krankenhausaufenthalt

Rund zehn bis zwanzig Prozent der Patienten sind mit dem Behandlungsergebnis nach dem Einsetzen eines künstlichen Gelenkes nach dem Krankenhausaufenthalt nicht oder nicht vollständig zufrieden. Das Ausmaß an Patientenzufriedenheit hängt dabei wesentlich vom Grad der Erreichung der vom Patienten gesetzten Ziele ab. Bei einer Befragung der Patienten sechs Wochen nach der OP, die mit Mako®-Roboterarmassistenz operiert wurden, waren diese wesentlich zufriedener mit ihrer neu erlangten Beweglichkeit als die herkömmlich Operierten.

Die Haltbarkeit beträgt fünfzehn Jahre

Bei einer korrekten fachlichen Beurteilung, chirurgisch einwandfreiem Eingriff sowie komplikationslosem Verlauf kann von einer Haltbarkeit der Implantate von 15 Jahren und darüber hinaus ausgegangen werden. Für Patienten, egal ob gesetzlich oder privat versichert, entstehen keine zusätzlichen Kosten.

Forchheim, 19. Oktober 2020 – Der Förderverein des Klinikums Forchheim e.V. lud zu einem Vortrag von Prof. Dr. Oliver Schöffski ein über den NZ-Klinikcheck, einer Zusammenarbeit der Nürnberger Zeitung mit dem Lehrstuhl Gesundheitsmanagement an der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg. Dabei werden mehr als 40  Krankenhäuser im Umkreis von 50 km in und um Nürnberg anhand von Qualitätsdaten miteinander verglichen und ein Ranking für die bewerteten Leistungen – die medizinischen Behandlungen – erstellt.

Die Ergebnisse des Klinikchecks werden seit 2016 veröffentlicht. Neu ist in diesem Jahr die Fünf-Jahres-Übersicht. Hier erweist sich das Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz als Musterschüler, wie Prof. Schöffski anhand der kontinuierlichen Verbesserung bei verschiedenen Indikationen darlegt.  So steigerte sich das Krankenhaus bei der Behandlung einer Lungenentzündung in den vergangenen fünf Jahren von Stufe 3 in die Stufe 1 der Top-Performer in diesem Jahr. Ähnliches gilt für die operative Entfernung des Wurmfortsatzes des Blinddarms. Hier stand das Klinikum 2016 auf den unteren Rängen. Heuer hat es sich in der ersten Kategorie etabliert. Auch bei der operativen Entfernung der Gallenblase erklomm das Klinikum von Stufe 3 im Jahr 2016 eine sehr gute Platzierung im vergangenen Jahr und erhält aktuell ein gutes Ranking. Konstant gute Fachbereiche hebt Prof. Schöffski ebenfalls hervor – die Geburtshilfe am Klinikum wird durchgängig als gut oder sehr gut bewertet.

Er unterstreicht, dass Leistungsbereiche eines Krankenhauses, die im Ranking in einer hell- oder dunkelgrünen Kategorie eingestuft sind – wie die Knieendoprothetik des Klinikums Forchheim-Fränkische Schweiz – für solide, gute Qualität sprechen. „Ins Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz kann man ohne Bedenken gehen“, sagt er.

Abstimmung mit den Füssen und Anregung für Krankenhäuser

Das NZ-Klinikranking soll einerseits die potentiellen Patienten informieren und andererseits das Qualitätsbewusstsein bei den Krankenhäusern verstärken. Das Ranking unterstützt auch niedergelassene Mediziner bei der Suche nach der besten Klinik für ihre Patienten, die oft nicht die Zeit haben, sich in komplexe Qualitätsberichte einzulesen.                                              

Fünf-Jahres-Übersicht, Detailinfos und Fallzahlen im 200 km-Radius

Neben der Fünf-Jahres-Übersicht werden auch die Krankenhäuser mit den höchsten Fallzahlen im 200 km Radius veröffentlicht sowie Detailinformationen bestehend aus den medizinischen Qualitätsinformationen und der Patientenweiterempfehlungsrate der Weissen Liste, einem kosten- und werbefreien Internetportal.

Die Fallzahlen eines Leistungsbereiches tragen wesentlich zur Positionierung innerhalb einer Kategorie bei, wobei die Studie davon ausgeht, dass eine höhere Fallzahl mit einer höheren Expertise einhergeht.

Die Eingruppierung in eine der Kategorien „Beste“, „Mittlere“ und „Schlechteste“  oder eine Zwischenstufe der maximal fünf Kategorien erfolgt über die Daten aus den Qualitätsberichten, die jedes Krankenhaus veröffentlichen muss, genauer gesagt aus den Qualitätsindikatoren, die dem IQTiG – dem Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen – gemeldet werden. Gleichgewichtet werden diese mit anonymisierten AOK-Routinedaten kombiniert. Innerhalb der Kategorie entscheiden die Fallzahlen über die Platzierung, die durch die Patientenweiterempfehlungsrate noch variieren kann.

Die Daten, die für die Erstellung der Rangliste verwendet werden, sind veröffentlicht und frei zugänglich. Auf der Internetseite des Lehrstuhls wird allerdings kritisch angemerkt, dass die Ergebnisse mit zeitlichem Verzug veröffentlicht werden. So basieren die aktuellen Resultate auf Informationen aus dem Jahr 2018.

Kein kommerzielles Interesse

Prof. Dr. Schöffski betont in seinem Vortrag, dass kein kommerzielles Interesse bei der Erstellung des Rankings bestehe: „Alles wird aus den eigenen, mickrigen Lehrstuhlmitteln finanziert.“

Heuer werden in 17 Folgen verschiedene Indikationen beschrieben – einige bewertete Krankenhausleistungen sind auch fachabteilungsübergreifend , wie die Wundversorgung.

Lebenslauf Prof. Dr. Oliver Schöffski

Oliver Schöffski (Jahrgang 1961) erhielt sein Diplom im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Hannover 1990. Ein Jahr später erwarb er den Titel „Master of Public Health“ an der Medizinischen Hochschule Hannover. 1994 promovierte und 1999 habilitierte er an der Universität Hannover. Bis Oktober 2000 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Versicherungsbetriebslehre und als Managing Director der Forschungsstelle für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung der Universität Hannover tätig. Seit 2000 ist Prof. Schöffski Inhaber des Lehrstuhls für Gesundheitsmanagement der Universität Erlangen-Nürnberg.

Foto: Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz

Bildunterschrift: Der Ärztliche Direktor am Standort Forchheim, Prof. Dr. med. Jürgen Gschossmann (links), und der Geschäftsführer der Klinikum Forchheim Fränkische Schweiz gGmbH, Sven Oelkers (rechts), danken Prof. Dr. Oliver Schöffski für den Vortrag.

Forchheim, 10.09.2020 – Im Klinikcheck – einem gemeinsamen Projekt der Nürnberger Zeitung und dem Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg – konnte sich das zertifizierte Endoprothetikzentrum am Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz bei der Bewertung einer Kniegelenksersatzoperation im Vergleich zum Vorjahr um zwei Klassen verbessern: Unter 24 bewerteten Krankenhäusern platzierte sich das Klinikum in der Klasse der überdurchschnittlich guten Häuser. Die Anzahl der Komplikationen, die Angemessenheit der Entscheidung zur Operation und die Zufriedenheit der Patienten mit ihrer Krankenhausbehandlung waren ausschlaggebend für die Bewertung. 

Hauptoperateur PD Dr. med. Uwe Lehmann, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und  Unfallchirurgie am Klinikum in Forchheim, führt das gute Abschneiden auf den Einsatz der roboterarmassistierten Operationstechnik bei Kniegelenken zurück, die seit März 2018 angewandt wird. „Wir hatten im Referenzjahr keine einzige chirurgische Komplikation innerhalb von 90 bzw. 365 Tagen nach dem Eingriff. Bei den mehr als 200 Patienten, die wir mit der roboterarmassistierten Methode operiert haben, musste bislang niemand nachoperiert werden.“ Die Roboterarmassitenz besticht durch ihre Präzision beim Sägen des Prothesenbetts. Die Genauigkeit der navigierten Säge beträgt ein Zehntel Millimeter und ein Grad – viel präziser als alle bisherigen Verfahren.

Langer Leidensweg – genaue Vorteil-Nachteil-Evaluation

Der Entscheidung das Kniegelenk oder Teile davon durch eine Prothese ersetzen zu lassen gehen in der Regel viele schmerzerfüllte Jahre des Leidens voraus und konservative Therapiemaßnahmen helfen nicht mehr. In den meisten Fällen hat eine Arthrose die Struktur des Gelenks geschädigt. Uwe Lehmann beschreibt die Sorgfalt und das Augenmaß, mit dem der Eingriff in Erwägung gezogen wird: „Bei 187.000 Kniegelenken, die 2016 eingesetzt wurden, wird schnell die Kritik laut, dass dies zu viele seien. Wir prüfen deshalb ganz genau, ob sich der Patient eignet, sein Erkrankungsstadium, die Vorbehandlungen und mögliche Begleiterkrankungen. Erst wenn die Vorteile einer Operation offensichtlich überwiegen und eine Verbesserung der Lebensqualität durch die wiedergewonnene größere Beweglichkeit in Aussicht steht, raten wir zu einer Operation.“

Der Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement, der die Studie durchführt, merkt kritisch an, dass für einige Behandlungen eine längerfristige Betrachtung notwendig sei. So entstünden z.B. 30 Prozent aller Komplikationen nach dem Einsetzen eines künstlichen Gelenkes nach dem Krankenhausaufenthalt. Die Rückmeldungen aus den nachbehandelnden Rehabilitionskliniken seien aber ebenfalls positiv, beruhigt Operateur Dr. med. Franz Roßmeißl: „Die Mako-Patienten sind einfach weiter und schneller wieder fit.“ In den Studien benötigen sie weniger Physiotherapiestunden, Schmerzmittel und Liegedauer.

Rehabilitation

Dr. med. Stefan Middeldorf, Chefarzt der Orthopädischen Abteilung der Schön Klinik Bad Staffelstein, unterstreicht, dass das Reha-Ergebnis nach Endoprothetik vor allem durch patientenbezogene Eigenschaften, Alter, Grad der Mobilität vor der Operation und körperliche Dekonditionierung und Begleiterkrankungen variiere.

Prof. Dr. med. Bernd Kladny, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie der Rehabilitationsklinik in Herzogenaurach, erläutert die Vielschichtigkeit der oft langwierigen Heilungsverläufe nach Kniegelenkoperationen: „Im Vergleich zum Hüftgelenk ist das Kniegelenk mit weniger Weichteilen ausgestattet und biomechanisch viel komplexer aufgebaut – Denken Sie nur an die Kreuzbänder! Die stabilisierende Wirkung der Muskulatur muss wiederhergestellt werden. Meistens wird im Rahmen der Operation die Beinachse korrigiert, also X- oder O-Beine. Die Expertise von erfahrenen Operateuren trägt wesentlich zu einem positiven Ergebnis einer Knieendoprothese bei – und natürlich die Erwartungshaltung des Patienten.“ Wenn dieser sportlich sehr ambitioniert ist, ist die Erwartung an das Ergebnis höher als bei einem Menschen, der nur wieder im Alltag und seinem häuslichen Umfeld zurechtkommen möchte.

Die Haltbarkeit beträgt fünfzehn Jahre

Bei einer korrekten fachlichen Beurteilung, chirurgisch einwandfreiem Eingriff sowie komplikationslosem Verlauf kann von einer Haltbarkeit der Implantate von 15 Jahren und darüber hinaus ausgegangen werden.

Altdorf – Ein Kniegelenkersatz ist möglicherweise unvermeidlich, wenn Schmerzmittel, Cremes und Spritzen nicht mehr helfen und das Leitersteigen zur Qual wird. Diese Erfahrung machte Gerhard Hain aus Altdorf bei Nürnberg.

Wenn Gerhard Hain über die Stadt Rom spricht, kommt er ins Schwärmen: die kleinen Cafés, die Sprache, die Mentalität. Als er damals in Rom beruflich tätig war, hing einfach ein Schild an der Bürotür „Chiuso per sciopero! – Geschlossen wegen Streik!“, wenn die Mittagspause einmal etwas länger dauern sollte. Daher empfand der 75-Jährige den begrenzten Aktionsradius bei Städtereisen als größte Einschränkung: „Ich schaue mir gerne Monumente an. Früher war ich von früh bis spät zu Fuß in der ‚ewigen Stadt‘ unterwegs. Durch die Schmerzen im Knie bin ich an das Hotel und Umgebung gefesselt gewesen.“ Vor zehn Jahren ließ er eine Gelenkspiegelung durchführen mit der Diagnose, dass von der Knorpelmasse des Meniskus nicht mehr viel vorhanden war. Der pensionierte Leiter eines kommunalen Bildungs- und Kompetenzzentrums litt unter einem andauernden Stechen im rechten Knie, das bei Belastung stärker wurde. Als das Wort ‚Knieprothese‘ zum ersten Mal fiel, war er geschockt.

Kniegelenkersatz, computergenau berechnet

Er recherchierte im Internet und stieß auf Artikel zu ‚roboterarm-assistierter Chirurgie‘. Dabei handelt es sich um eine Computertechnologie für endoprothetische Eingriffe. Im Vorfeld des Eingriffs wird eine spezielle Planungs-Computertomographie (CT) angefertigt. Mit dieser wird die individuelle Anatomie des Patienten erfasst. Das daraus resultierende 3D-Modell dient als Planungsgrundlage der Prothese, zunächst aus rein anatomischen Gesichtspunkten. Vor der Knie-OP wird unter Narkose die zukünftige Position des Implantates so angepasst, dass die Bänder in Beugung und Streckung optimal gespannt werden. Während der Operation nutzt der Operateur die roboterarmgestützte Technologie zum Sägen des Prothesenbetts. Bei einer Abweichung von der Planung stoppt der Sägevorgang automatisch. Die Genauigkeit der roboterarmunterstützten Säge beträgt 1/10 Millimeter.

Lernen aus der Metallverarbeitung

Gerhard Hain ist überzeugt: „Es gibt keinen Handwerker, der von sich behaupten kann, dass er per Hand auf ein Zehntel Millimeter genau fräsen kann. Wenn es um Präzision geht, wird in der Metallindustrie auch computergestützt gearbeitet – mit CNC-Fräsen. Das ist heute selbstverständlich. Warum sollte es in der Medizin nicht auch so sein?“

Zwei Knie, zwei neue Gelenke

Zuerst wurde er in einem Klinikum in Unterfranken vorstellig, wo er abgewiesen wurde: Zu schwer! In Forchheim ließ sich der 120 Kilo-Mann von Hauptoperateur Dr. Franz Roßmeißl im Juli 2018 das rechte Knie unter Zuhilfenahme des Mako®-Roboterarms operieren. Eine Knietotalendoprothese ersetzt seitdem das gesamte Kniegelenk. Er erinnert sich: „Während der ersten drei Tage nach der Operation konnte ich die Schmerzmittel selber dosieren. Mir ging es verhältnismäßig gut.“ Er lobt die kompetente Hilfe der Physiotherapeuten am Klinikum, die ihn kurz nach der OP auf die Beine gestellt haben und am dritten oder vierten Tag das Treppensteigen geübt haben. Als er am sechsten Tag in die Reha entlassen wurde, konnte er das operierte Knie bereits im rechten Winkel beugen. Gerhard Hain ist nach wie vor überzeugt von der höheren Genauigkeit dieser Technologie: „Ich bin eigentlich ein Patient nach und vor der Operation. Leider habe ich jetzt Schmerzen im linken Kniegelenk und warte auf einen weiteren OP-Termin.“ Der behandelnde Orthopäde Dr. Franz Roßmeißl bestätigt: „Auch bei übergewichtigen Patienten funktioniert die Methode sehr gut. Die exakte Positionierung der Prothese sorgt für gute Beweglichkeit und hohe Zufriedenheit.“

Erfahrungen nach 18 Monaten roboterarm-assistierter Chirurgie

Auch andere Mako®-Patienten bewerten das Resultat des Eingriffes in Forchheim positiv: Sechs Wochen nach der OP waren diese wesentlich zufriedener mit ihrer neu erlangten Beweglichkeit als die Vergleichsgruppe. In einer englischen Studie von 40 herkömmlich Operierten und 40 Patienten mit Mako®-Knietotalendoprothese wiesen Letztere weniger postoperative Schmerzen auf, konnten nach kürzerer Zeit das gestreckte Bein heben und haben ihren Krankenhausaufenthalt um fast 30 Prozent verkürzt. Knapp hundert wissenschaftliche Studien und unabhängige Prothesenregisterdaten zeigen bessere funktionelle Ergebnisse und niedrigere Revisionsraten, erforderten also weniger häufig einen Folgeeingriff.

Am Montag, den 16. September 2019, um 19 Uhr berichtet Privat-Dozent Dr. Uwe Lehmann, Chefarzt der Unfallchirurgie, im Konferenzsaal des Klinikums in Forchheim, Krankenhausstr. 10, im Rahmen der Vortragsreihe der Freunde und Förderer Klinikum Forchheim e.V. über Erfahrungen nach 18 Monaten Roboterarm-assistierter Chirurgie mit Mako®. Seit Einführung dieser Technologie im März 2018 wurden mehr als hundert Patienten auf diese Weise operiert. Der Hauptoperateur referiert auch über Rückmeldungen und Umfrageergebnisse der Patienten und Reha-Kliniken.

Interessierte sind herzlich willkommen zu der kostenfreien Veranstaltung – ohne Anmeldung.

(Foto: Franka Struve/Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz) Gerhard Hain kann nach erfolgreicher Knie-OP wieder eine Bierkiste heben.