Mit einem neuen Visitewagen können sich die Intensivstationen der Uniklinik Erlangen und des Klinikums Forchheim – Fränkische Schweiz zukünftig rund um die Uhr per Videoschalte zum Wohl der Patienten in Echtzeit austauschen. Mit der neuen Kooperation übernehmen die beiden Krankenhäuser in Mittel- und Oberfranken eine Vorreiterrolle.
Forchheim/Erlangen – Kleiner Bildschirm, große Wirkung: Die Intensivstationen in Forchheim und Erlangen rücken näher zusammen. Mit einem Medienwagen für medizinische Videokonferenzen können sich beide Häuser ab sofort rund um die Uhr in Echtzeit direkt vernetzen. „Mit dieser neuen Telemedizin-Station für Intensivstationen können wir unseren Patienten in extremen Notfallsituationen jetzt noch besser helfen“, sagte Chefarzt Dr. Ulrich von Hintzenstern, Leiter der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin im Klinikum Forchheim – Fränkische Schweiz, bei der Vorstellung der neuesten Innovation am Standort in Forchheim. Der fachliche Austausch mit versierten Kollegen sei gerade in Extremsituationen hilfreich, betonte Chefarzt von Hintzenstern weiter und erklärte, dass der neue Videowagen dabei wertvolle Dienste leisten werde. In Erlangen stünden erfahrene Fachleute auch während des Nachtdienstes für Videoschalten zur Verfügung, um beispielsweise Kurven zu besprochen.
Mit dem modernen Visitewagen können sich Intensivstationen in Echtzeit mithilfe der hochauflösende Videoübertragung direkt austauschen und sogar gemeinsam Patientenuntersuchungen durchführen. Mit der Kooperation übernehmen die beiden Krankenhäuser in Erlangen und Forchheim gemeinsam die Vorreiterrolle in Mittel- und Oberfranken. Schrittweise wollen alle Unikliniken im Freistaat ein bayernweites Netzwerk mit Unterstützung des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst aufbauen. Dr. Judith Neglein, leitende Oberärztin der Intensivstation in Forchheim, lobte die modernen Möglichkeiten des „Netzwerks Teleintensivmedizin Bayern“ (NETIB) zur Verbesserung der medizinischen Versorgung. Auch für Pflegekräfte würden die neue Videotechnik laut Neglein wertvolle Dienste leisten. Gerade auf einer Intensivstation mit seinen unterschiedlichen Notlagen und herausfordernden Medizinfragen werde der direkte Informationsaustausch immer wichtiger, sagte Neglein auch im Hinblick auf die bereits im Bau befindliche Erweiterung der Intensivstation am Klinik-Standort in Forchheim.
Während der Corona-Pandemie ist die Idee entwickelt worden, mithilfe eines Videowagens die besondere Expertise der bayerischen Universitätskliniken flächendeckend im Freistaat zur Verfügung zu stellen. Während die Telemedizin in anderen medizinischen Fachbereichen bereits Einzug erhalten hat, stellt die Nutzung in der Intensivmedizin eine besondere Herausforderung dar. „Die Schwierigkeit besteht unter anderem darin, eine stabile und sichere Übertragung von umfangreichen bettseitigen Patientendaten, inklusive eines Livebilds der Patienten sowie der technischen Geräte im Behandlungszimmer, zu ermöglichen“, sagte Projektleiter und leitender Oberarzt der Anästhesiologischen Klinik am Uniklinikum Erlangen, Privatdozent Dr. Ixchel Castellanos, anlässlich der ersten Live-Schalte zwischen den Intensivstationen in Erlangen und Forchheim. Der Hightech-Visitewagen für die Intensivstation in Forchheim ist mit Kameras, Mikrofon und mehreren Monitoren ausgestattet. Bei Bedarf übermittelt das mobile System neben Livebildern auch Patientendaten sowie Informationen zum bisherigen Krankheitsverlauf und weitere wichtige Informationen wie Vitalparameter. „So können beide Ärzteteams trotz räumlicher Distanz gemeinsam fundierte Therapieentscheidungen treffen – das Team hier in Forchheim mit dem mobilen Visitenwagen am Patientenbett, das Team der zugeschalteten Uniklinik in Erlangen vom stationären Arbeitsplatz aus“, erläuterte Castellanos weiter und versicherte, dass dabei die Sicherheit sensibler Patientendaten stets gewährleistet sei.
Durch den engeren Austausch können in Zukunft Verlegungen von Intensivpatienten, die spezielle Interventionsmöglichkeiten eines Maximalversorgers benötigen, besser geplant und im Einzelfall eventuell sogar vermieden werden. Sollte ein Patiententransport von einem kleineren in ein größeres Klinikum erforderlich sein, werde die vorherige virtuelle Abstimmung laut Professor Dr. Roland C. E. Francis, Direktor der Klinik für Anästhesiologie der Uniklinik Erlangen, zur frühzeitigen und nahtlosen Übergabe beitragen. „Das wird die Zusammenarbeit zwischen unseren Intensivstationen in Forchheim und Erlangen auf eine ganz neue Ebene heben“, freuten sich Chefarzt von Hintzenstern, Oberärztin Neglein, Klinikdirektor Francis und Privatdozent Castellanos unisono über den erfolgreichen Start der zukunftsweisenden Zusammenarbeit zwischen den Intensivstationen der Uniklinik Erlangen und dem Klinikum Forchheim – Fränkische Schweiz.
Bildtext: Dr. Judith Neglein, Dr. Ágnes Ujvári und Chefarzt Dr. Ulrich von Hintzenstern mit der neuen Telemedizin-Station auf der Intensivstation im Klinikum Forchheim – Fränkische Schweiz am Standort in Forchheim. Bildnachweis: NP / Klinikum Forchheim – Fränkische Schweiz