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Ebermannstadt, 23. Sept. 2021 – Zum wiederholten Male glänzt die Kardiologie des Klinikums Forchheim-Fränkische Schweiz mit einer sehr guten Bewertung im Klinikcheck, einem Klinikvergleich des Lehrstuhls für Gesundheitsmanagement der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und dem Institut für Medizinmanagement der Universität Bayreuth in Zusammenarbeit mit der Nürnberger Zeitung und den Nürnberger Nachrichten. Bei der Untersuchung der Herzkranzgefäße mittels Herzkatheter steht das Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz auf dem dritten Platz in der Reihe der Top-Performer von 19 bewerteten Krankenhäusern, die in und um Nürnberg diesen Eingriff durchführen.

Herzkatheteruntersuchung

Die Herzkatheteruntersuchung wird bei vollem Bewusstsein unter örtlicher Betäubung an der Einstichstelle im Herzkatheterlabor durchgeführt. Vom Handgelenk oder von der Leiste aus wird mittels Führungsdraht ein kleiner Kunststoffschlauch (der Katheter) über die Schlagader bis zum Herz vorgeschoben. Über diesen Katheter wird Röntgen-Kontrastmittel gespritzt, um die Herzkranzgefäße darzustellen. Wird eine Engstelle oder sogar ein Verschluss festgestellt, kommt der entscheidende Vorteil der Herzkatheteruntersuchung im Vergleich mit anderen nicht-invasiven Methoden wie der Computertomographie zur Darstellung, denn in der gleichen Sitzung werden die Koronararterien wieder durchgängig gemacht. Diese Technik heißt Perkutane Transluminale Coronare Angioplastie (PTCA). Im Falle einer nachgewiesenen bedeutsamen Stenose kann über einen Draht ein Ballon bis zur Engstelle vorgebracht und mit einem gewissen Druck entfaltet werden. Um in diesem Bereich eine erneute Verengung zu verhindern, werden während derselben Untersuchung kleine metallnetzartige Gefäßstützen in das Blutgefäß eingesetzt (sogenannte Stents). Die Stents sind heutzutage überwiegend beschichtet, damit der behandelte Bereich nicht wieder zuwächst.

Erfolgsfaktor erfahrene Kardiologen

Die AOK-Routine-Daten, die für die Einstufung in die verschiedenen Gruppen – grün für überdurchschnittliche Qualität, gelb für durchschnittliches Abschneiden, rot für diejenigen Kliniken mit auffälligen Indikatoren oder unterdurchschnittlicher Qualität – bescheinigen dem Klinikum Forchheim- Fränkische Schweiz signifikant wenige Komplikationen innerhalb von 30 Tagen nach dem Eingriff. Dr. Samir Murad, Chefarzt der Kardiologie, erklärt einen Erfolgsfaktor des Standorts Ebermannstadt: „Alle Kardiologen, die im invasiven Herzkatheterbereich tätig sind, haben eine Berufserfahrung von mindestens 10 Jahren.“

Vorbeugen mit gesundem Lebensstil

Unser Lebensstil ist in großen Maßen für die Entstehung der koronaren Herzkrankheit verantwortlich“, betont Dr. Samir Murad und empfiehlt die Vermeidung von Risikofaktoren insbesondere Rauchen, Übergewicht, mangelnde Bewegung, ungesunde Ernährung, etc.

Diese Risikofaktoren führen zu Risikokrankheiten wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. „Zur Vorbeugung der koronaren Herzerkrankung spielt eine gesunde Ernährung, körperliche Bewegung, optimale Blutdruck-/ Cholesterinwert-/ sowie Blutzuckereinstellung bei Diabetikern eine sehr große Rolle“, sagt der Kardiologe.

Vor Corona-Zeiten hat die Klinik in der Fränkischen Schweiz auch eine Kardio-Sportgruppe organisiert.

Wer sind die Patienten?

Auf die Frage, wie die Patienten zur Behandlung mittels Herzkatheteruntersuchung die Klinik  aufsuchen, antwortet der Chefarzt: „Überwiegend sind es vier Gruppen von Patienten, die zu uns kommen: Die erste Gruppe sind Patienten, die durch einen niedergelassenen Kollegen mit V.a. Herzkrankheit eingewiesen werden, die zweite Gruppe sind Patienten mit unklarem Krankheitsbild, die zur weiteren Abklärung kommen, bei denen die nicht-invasive Diagnostik den dringenden Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit gibt. Die dritte Gruppe bilden die akuten Notfälle via Notarzt oder Rettungswagen/Krankenwagen mit Verdacht bzw. mit bestätigtem Herzinfarkt. Diese sind besonders kritisch, jedoch durch die 24-stündige Herzinfarktbereitschaft an 365 Tagen im Jahr werden die Patienten umgehend auf die Verdachtsdiagnose untersucht und gegebenenfalls unmittelbar ins Herzkatheterlabor gebracht. Die vierte Gruppe sind Verlegungen aus anderen Krankenhäusern ohne invasive Abteilung.“

Ebermannstadt, 6. August 2021 – Das Team um den Chefarzt der Kardiologie, Dr. Samir Murad, setzte am 4. August einem 78-jährigen Patienten als eines der ersten Krankenhäuser im Landkreis Forchheim das Micra™ AV-System – den weltweit kleinsten Schrittmacher – ein, der völlig ohne Kabel auskommt und eine atrioventrikuläre (AV) Synchronität bereitstellt. Aufgrund einer Gefäßanomalie beim Patienten war der Einsatz eines herkömmlichen Schrittmachers nicht möglich. Dieser neue Herzschrittmacher wurde für die Behandlung von Patienten mit AV-Block entwickelt.

Die sogenannte Kardiokapsel kommt mit einem Zehntel der Größe herkömmlicher Schrittmacher aus und kann deswegen minimalinvasiv direkt ins Herz implantiert werden. Es sind keine Elektroden oder eine chirurgische „Tasche“ unter der Haut erforderlich, der Schrittmacher ist dadurch für den Patienten unsichtbar. Dr. Murad sieht auch im geringeren Infektionsrisiko einen Vorteil für den Patienten sowie in der geringeren Komplikationsanfälligkeit, weil das Gerät keine Sonden hat.

„Dies ist ein großer Fortschritt in der medizinischen Versorgung von Schrittmacherpatienten“, sagt Chefarzt Dr. Samir Murad, „weil wir nun auch AV-Block-Patienten kabellos mit der Kardiokapsel versorgen können“.

Ein AV-Block ist eine Herzkrankheit, bei der die elektrische Reizleitung zwischen den Kammern des Herzens (Vorhöfe und Ventrikel) gestört ist. Schrittmacher, die verbreitetste Behandlungsmethode bei AV-Block, tragen zur Wiederherstellung des normalen Herzrhythmus bei und lindern Symptome wie Kurzatmigkeit, Schwindel oder Ohnmacht etc., indem sie die elektrische Aktivität der Vorhöfe und Ventrikel koordinieren. Wenn dieser Prozess – als AV-Synchronität bekannt – erreicht ist, sind Patienten gesünder, haben eine bessere Lebensqualität und die Durchblutung vom linken Ventrikel ist wieder erhöht.

In Deutschland tragen etwa 500.000 Menschen einen Herzschrittmacher. Jährlich werden ca. 35.000 Patienten davon mit einem AV-Block-Leiden versorgt. (Quelle: Jahresbericht 2017 des Deutschen Herzschrittmacher- und Defibrillator-Registers)

Historisch gesehen werden Patienten mit AV-Block mit konventionellen Zweikammer-Schrittmachern behandelt, die in den oberen Brustraum unter die Haut unterhalb des Schlüsselbeins implantiert werden und mit dem Herzen anhand von dünnen Kabeln, sogenannten „Elektroden“, verbunden werden.

Das Micra AV-System entspricht der Größe einer Vitamintablette (siehe Foto). Zusätzlich zum Vorgängermodell hat der Micra AV einen integrierten Sensor, der kontinuierlich die Herzaktivität und -taktung eines Patienten erkennt, auswertet und dadurch eine koordinierte Stimulation zwischen Ventrikel und Vorhof ermöglicht, also AV-Synchronität herstellt.

Micra AV erhielt im März 2020 die CE-Zulassung für Europa und somit auch für Deutschland.

Forchheim, 19. Oktober 2020 – Der Förderverein des Klinikums Forchheim e.V. lud zu einem Vortrag von Prof. Dr. Oliver Schöffski ein über den NZ-Klinikcheck, einer Zusammenarbeit der Nürnberger Zeitung mit dem Lehrstuhl Gesundheitsmanagement an der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg. Dabei werden mehr als 40  Krankenhäuser im Umkreis von 50 km in und um Nürnberg anhand von Qualitätsdaten miteinander verglichen und ein Ranking für die bewerteten Leistungen – die medizinischen Behandlungen – erstellt.

Die Ergebnisse des Klinikchecks werden seit 2016 veröffentlicht. Neu ist in diesem Jahr die Fünf-Jahres-Übersicht. Hier erweist sich das Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz als Musterschüler, wie Prof. Schöffski anhand der kontinuierlichen Verbesserung bei verschiedenen Indikationen darlegt.  So steigerte sich das Krankenhaus bei der Behandlung einer Lungenentzündung in den vergangenen fünf Jahren von Stufe 3 in die Stufe 1 der Top-Performer in diesem Jahr. Ähnliches gilt für die operative Entfernung des Wurmfortsatzes des Blinddarms. Hier stand das Klinikum 2016 auf den unteren Rängen. Heuer hat es sich in der ersten Kategorie etabliert. Auch bei der operativen Entfernung der Gallenblase erklomm das Klinikum von Stufe 3 im Jahr 2016 eine sehr gute Platzierung im vergangenen Jahr und erhält aktuell ein gutes Ranking. Konstant gute Fachbereiche hebt Prof. Schöffski ebenfalls hervor – die Geburtshilfe am Klinikum wird durchgängig als gut oder sehr gut bewertet.

Er unterstreicht, dass Leistungsbereiche eines Krankenhauses, die im Ranking in einer hell- oder dunkelgrünen Kategorie eingestuft sind – wie die Knieendoprothetik des Klinikums Forchheim-Fränkische Schweiz – für solide, gute Qualität sprechen. „Ins Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz kann man ohne Bedenken gehen“, sagt er.

Abstimmung mit den Füssen und Anregung für Krankenhäuser

Das NZ-Klinikranking soll einerseits die potentiellen Patienten informieren und andererseits das Qualitätsbewusstsein bei den Krankenhäusern verstärken. Das Ranking unterstützt auch niedergelassene Mediziner bei der Suche nach der besten Klinik für ihre Patienten, die oft nicht die Zeit haben, sich in komplexe Qualitätsberichte einzulesen.                                              

Fünf-Jahres-Übersicht, Detailinfos und Fallzahlen im 200 km-Radius

Neben der Fünf-Jahres-Übersicht werden auch die Krankenhäuser mit den höchsten Fallzahlen im 200 km Radius veröffentlicht sowie Detailinformationen bestehend aus den medizinischen Qualitätsinformationen und der Patientenweiterempfehlungsrate der Weissen Liste, einem kosten- und werbefreien Internetportal.

Die Fallzahlen eines Leistungsbereiches tragen wesentlich zur Positionierung innerhalb einer Kategorie bei, wobei die Studie davon ausgeht, dass eine höhere Fallzahl mit einer höheren Expertise einhergeht.

Die Eingruppierung in eine der Kategorien „Beste“, „Mittlere“ und „Schlechteste“  oder eine Zwischenstufe der maximal fünf Kategorien erfolgt über die Daten aus den Qualitätsberichten, die jedes Krankenhaus veröffentlichen muss, genauer gesagt aus den Qualitätsindikatoren, die dem IQTiG – dem Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen – gemeldet werden. Gleichgewichtet werden diese mit anonymisierten AOK-Routinedaten kombiniert. Innerhalb der Kategorie entscheiden die Fallzahlen über die Platzierung, die durch die Patientenweiterempfehlungsrate noch variieren kann.

Die Daten, die für die Erstellung der Rangliste verwendet werden, sind veröffentlicht und frei zugänglich. Auf der Internetseite des Lehrstuhls wird allerdings kritisch angemerkt, dass die Ergebnisse mit zeitlichem Verzug veröffentlicht werden. So basieren die aktuellen Resultate auf Informationen aus dem Jahr 2018.

Kein kommerzielles Interesse

Prof. Dr. Schöffski betont in seinem Vortrag, dass kein kommerzielles Interesse bei der Erstellung des Rankings bestehe: „Alles wird aus den eigenen, mickrigen Lehrstuhlmitteln finanziert.“

Heuer werden in 17 Folgen verschiedene Indikationen beschrieben – einige bewertete Krankenhausleistungen sind auch fachabteilungsübergreifend , wie die Wundversorgung.

Lebenslauf Prof. Dr. Oliver Schöffski

Oliver Schöffski (Jahrgang 1961) erhielt sein Diplom im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Hannover 1990. Ein Jahr später erwarb er den Titel „Master of Public Health“ an der Medizinischen Hochschule Hannover. 1994 promovierte und 1999 habilitierte er an der Universität Hannover. Bis Oktober 2000 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Versicherungsbetriebslehre und als Managing Director der Forschungsstelle für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung der Universität Hannover tätig. Seit 2000 ist Prof. Schöffski Inhaber des Lehrstuhls für Gesundheitsmanagement der Universität Erlangen-Nürnberg.

Foto: Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz

Bildunterschrift: Der Ärztliche Direktor am Standort Forchheim, Prof. Dr. med. Jürgen Gschossmann (links), und der Geschäftsführer der Klinikum Forchheim Fränkische Schweiz gGmbH, Sven Oelkers (rechts), danken Prof. Dr. Oliver Schöffski für den Vortrag.