Monthly Archives: Juni 2018

Prof. Dr. Eberhard Kuon, ärztlicher Leiter der Klinik Fränkische Schweiz in Ebermannstadt, hielt im Rahmen der Veranstaltungsreihe der Freunde und Förderer des Klinikums Forchheim e.V einen Vortrag zu den „Herausforderungen der Palliativmedizin“.

Wunschdenken und Realität
Die Lebenserwartung von 65-Jährigen liegt in unserer Gesellschaft der Hochbetagten bei 82–85 Jahren. Umgekehrte fühlten sich 65–85-Jährige durchschnittlich 10 Jahre jünger als ihr kalendarisches Alter. Die Öffentlichkeit schaue auf hochbetagte Marathonläufern, Weltumseglern und Bergbesteiger und Gesellschaft wie moderne Medizin vermittelten nicht selten, chronische Erkrankungen wie Schmerz, Krebs und Demenz, vielleicht auch Alter und Tod müssten idealerweise durch immer höhere Anstrengungen und Fertigkeiten beherrschbar werden.

Diese Sichtweise erschwere den gesellschaftlichen Blick auf essentielle Wünsche am Lebensende: Der in Deutschland in 76% geäußerte Wunsch, zu Hause zu sterben zu dürfen, erfüllt sich nur in 20%. 77% der Deutschen versterben tatsächlich in Krankenhaus oder Seniorenzentrum.

Alter und Lebenserwartung
Kuons Credo an eine sinnhafte Lebens“erwartung“ unabhängig von Lebensjahren lautet: Zufrieden altert, wer realistisch träumt. In der Notwendigkeit und Fähigkeit, die medizinische Machbarkeit einer Heilung infrage zu stellen, evtl. eine Endlichkeit wahrzunehmen und Lebensziele den individuellen Gegebenheiten anzupassen, eröffnen sich neue positive Möglichkeiten einer individualisierten palliativen Betreuung.

Palliative Betreuung
Ziel dieser Cura palliativa („palliare“ = mit einem Mantel bedecken) ist es, die Lebensqualität von Patienten und deren Familien zu verbessern, die mit Problemen im Zuge einer solchen lebensbedrohenden Erkrankung einhergehen, diese zu beschützen, aufzufangen, zu tragen, zu begleiten, mitzufühlen, zu lindern, und ggf. Unausweichliches zuzulassen.

Cicely Saunders als Begründerin der modernen Hospizbewegung und Palliativmedizin legte Fokus ihres Tuns doch auf das Leben: „Sie sind wichtig, weil Sie eben Sie sind. Sie sind bis zum letzten Augenblick Ihres Lebens wichtig und wir werden Alles tun, damit Sie nicht nur in Frieden sterben sondern auch bis zuletzt leben können.“

Unwillkommener Gast
Kuon empfiehlt in diesem Sinne, zur Schicksals- und Angstbewältigung, die gängige Einstellung zu einer lebensbedrohenden Erkrankung zu überdenken, Leben und Zukunft gedanklich nicht erst mit deren Überwindung beginnen zu lassen, sondern sie als unwillkommenen Gast zuzulassen, gleichwohl jedoch „Herr im Hause zu bleiben“, Selbstwert und gesellschaftliche Integration durch freie Handlungsfähigkeit zu erhalten.

Unverzichtbar – Familie und Freunde
Durch zunehmende ambulante und stationäre Angebote, Hospizdienste und vor allem den unschätzbaren Einsatz unzähliger Ehrenamtlicher hat sich die Situation schwerkranker Patienten in den letzten Jahren sicherlich deutlich gebessert, insbesondere hinsichtlich ihres Wunsches einer häuslichen Versorgung. Allerdings bleibe eine beschützende Sterbebegleitung ureigenste Aufgabe aller Ärztinnen und Ärzte und könne nicht spezialisierten Palliativmedizinern übereignet werden. Allerdings solle man sich bewusst machen: „Welche Kompetenzen erwarten wir von einer Person, die einen unheilbar kranken Menschen, der uns nahesteht, begleitet, die Koordination beteiligter Dienste organisiert und sich gleichzeitig menschlich kompetent – körperlich, seelisch, sozial, spirituell – um seine Bedürfnisse und Autonomie bemüht?“

Die Antwort fällt einfach aus: Familie und Freunde sind unverzichtbar.

Lebensträume verwirklichen
Die palliative Versorgung hilft dabei, mit etwas Glück das nächste Lebensjahr trotz Widrigkeiten bewusster und gut zu leben! Ein Streben nach Digitalisierung, am Ende Videobetreuung hingegen sei kaum vereinbar mit den Werten der Palliativmedizin. Nichts kann das persönliche Gespräch, die Berührung ersetzen. Sonne im Herzen, eine gewisse Resilienz, Kontakte zu Familie und Freunden, Offenheit, Ehrlichkeit und realistische Lebensträume – bei deren Umsetzung kranke Menschen nicht zu lange warten sollten – sind von unschätzbarem Wert und … sinnvolle Ziele auch für uns noch Gesunde?

Forchheim – Laut dem unabhängigen F.A.Z- Institut rangiert das Klinikum Forchheim unter den 400 besten Kliniken unter 2567 untersuchten Krankenhäusern in Deutschland.

Wenn Patienten sich für ein Krankenhaus entscheiden, fragen 76 Prozent nach der Empfehlung ihres Arztes. Nahezu gleichauf folgt die eigenständige Suche nach Informationen zur Güte des Krankenhauses (71 Prozent).
Ziel der Studie war es, aus Patientenbewertungen und aus objektiven Bewertungskriterien, die in Form von Qualitätsberichten vorliegen, eine Rangfolge zu erstellen, die dem Patienten bei der Wahl eines Krankenhauses helfen kann.
Krankenhausdirektor Sven Oelkers ist stolz auf das gute Abschneiden des Klinikums: „Mein Dank gilt allen Mitarbeitern, die zu diesem herausragenden Ergebnis beigetragen haben. Jeder hat seinen Anteil eingebracht. Es freut mich, dass die gesamte Behandlung der Patienten in unserem Haus gewürdigt wurde.“
Aus den Qualitätsberichten wurden die Kennzahlen zu den Kriterien Kompetenz, Pflegequalität, Services und Kontrolle entnommen.

   

Die Patientenbewertungen wurden aus drei Bewertungsportalen extrahiert: Die Weisse Liste der Bertelsmann Stiftung mit mehr als einer Million Patientenrückmeldungen, der Klinikführer der Techniker Krankenkasse, der 800.000 Versicherte online befragt hat, und das Online-Portal klinikbewertungen.de, dass laut eigener Aussage einem Bekanntheitsgrad von 20 Prozent in der Gesamtbevölkerung hat. Die drei Bewertungsquellen wurden gleich gewichtet. Hier flossen die Dimensionen Gesamtzufriedenheit/Weiterempfehlung, medizinische Versorgung, Organisation und Service, und sonstige Kriterien, wie Behandlungsergebnis, Information und Kommunikation, Qualität der Beratung, in die Bewertung ein. Die Studie verwendete Daten, die bis zum Februar 2018 veröffentlicht wurden

Der Mittelwert aus emotionaler und sachlicher Beurteilung ergibt den Gesamtwert. Das Krankenhaus mit der höchsten Punktzahl erhält den Wert 100 und alle anderen Werte werden darauf anteilig umgerechnet. Der Punktwert lässt sich damit als „Prozent vom Besten“ lesen. Das Klinikum Forchheim hat die Punktzahl 75,2 erreicht und wird als eine der besten Kliniken in Deutschland vom F.A.Z.-Institut ausgezeichnet.